56/wunder/Bericht: Jubel & Elend: Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918
Ernst Punz
JUBEL & ELEND
Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918
RENAISSANCESCHLOSS SCHALLABURG, 29.3.-09.11.2014
Am Fußboden ist eine überdimensionale Stiege aufgebaut mit Stufenlänge von einem Meter. Diese räumlich erfahrbare Darstellung der sogenannten Spirale der Gewalt verdeutlicht, ab Kriegsbeginn sind die Möglichkeiten einer gewaltfreien Konfliktlösung bereits überschritten, der tödliche letzte Schritt in den Abgrund steht beinahe unmittelbar bevor. Gleich zu Beginn wird die innerste Aussage der Ausstellung vorweggenommen.
Auf 1.300 Quadratmetern zeigen zahlreiche Exponate die vordergründigen tragischen Ereignisse dieses Krieges, aber auch hinter die Kulissen wird geblickt. Anhand von Sitzungsprotokollen wird gezeigt, das Kronfolgerattentat in Sarajewo hätte nicht zwingend zum Krieg führen müssen. Die damit neuerlich aufflammende Frage nach den Schuldigen wird komplex behandelt. Den Veranstaltern ist eine sehr gute Ausstellung gelungen, die auch Nachhaltigkeitswert haben kann. Bei Eintritt bekommen die Besucher eine kleine Mappe angeboten, in die sie in den Ausstellungsräumen Blätter einlegen können. In kurzen Texten, Sprüchen, Gedichten und Bildern sowie durch Zahlen und Fakten wird das in der Ausstellung Dargebotene nochmals vertieft.
Die Gegenüberstellung von Kriegstechnik und die damit erzielten katastrophalen Folgen für die Menschen, bekommt im Museums-Shop leider eine Schieflage. Handgranaten und Soldatenhelme vermitteln den Eindruck, dass hier Ewiggestrige ihren Bedarf decken können. Die Buchausstellung im Shop ist hingegen gut sortiert und kann ein wenig über den makaberen Eindruck hinweg helfen.
Der begleitende Ausstellungskatalog ist mit seinen Kapiteln „Welt von 1914“, „Krieg und Alltag“, „Hinterland“ und „Kriegsende“, in denen sich zahlreiche Artikel, Fotos und Objektdarstellungen finden, eine umfassende Grundlage für Vorbereitung und Nacharbeit eines Ausstellungsbesuches.
Erschienen im etcetera Nr. 56 / wunder / Mai 2014