61/LitArena VII/Editorial: Wettbewerbsbericht

Wettbewerbsbericht

LitArena-der alle zwei Jahre stattfindende deutschsprachige Literaturwettbewerb der LitGes. Cornelia Stahl ist 2015 Initiatorin und Redakteurin des Heftes etcetera LitArena 7, des Wettbewerbes für Autoren und Autorinnen unter 27 Jahren. Einsendungen erfolgten anonym.
 
Auseinandergesetzt mit den Prosatexten haben sich in diesem Jahr die Autorin und Veranstalterin der Soundspaziergänge Eva Schörkhuber sowie die bekannte Dialektautorin, Slamerin, Herausgeberin der Zeitschrift MORGENSTEAN, Obfrau der ÖDA El Awadalla. Überraschend war für mich, dass gesellschaftlich brisante Themen wenig Eingang fanden in die literarischen Arbeiten. Was Eva Schörkhuber als Zeitgenosinnenschaft bezeichnet, vermisste ich in den Texten der Generation Y. Jedoch überzeugten künstlerisch und literarisch entworfene Arbeiten. Überragend in seiner Qualität überzeugte der Text „Das Blinken der Windräder von Paris“, der den Bogen spannt zwischem dem Damals und dem Heute, dem Leben eines Ehepaares zwischen Erinnerung und Gegenwart. In Sequenzen, die einem Film entlehnt sein könnten, geht es im Nachtzug nach Paris auf eine Reise in die Vergangenheit. Im Verlaufe der Reise nähern wir uns abschnittweise der Gegenwart, die auf verstaubten Filmrollen rekonstruiert wird. Wie ein Resümee liest sich das Ende dieses Textes: „Das Meer, auf das man immer so sehnsüchtig geblickt hat, ist am Ende doch nur ein Faltenwurf des immer gleichen Leintuchs“. Dem Genre Film widmete sich auch der Text: Der weite Weg ins Licht, der den Traum von einem besseren Leben, vor und nach dem Krieg, thematisiert und am Schluss resümiert, dass Überleben nicht reicht, dass Überleben zu wenig sei. Und von dem Neuanfang nach all den Jahren. Vom Leuchten erzählt uns auch der Text Strahlentherapie, der uns mit auf eine imagnierte Reise durch das Weltall nimmt, den Blick von einer Kapsel aus gestattet und so die Wahrnehmung auf wenige Details fokussiert. In Lichtimpulse zerlegte Buchstaben dienen dem Protagonisten dazu, den Kontakt mit der Erde wieder aufzunehmen. Phantasie und ein Gespür für Sprachspielereien waren im Text In die Gegend. Skizze. erkennbar. Der Leser wird an die Hand genommen und folgt den Beobachtungen des Autors. Dabei fährt er nicht nach irgendwo, sondern bleibt im scheinbar banalen Alltag, übt sich in Draufsichten und enfaltet vor uns einen Perspektivenwechsel, der Überraschendes zu Tage fördert.