78 / LitArenaIX / Heftkünstler: Peter Münster

Das Gepräch mit Peter Münster führte Gerhard Axmann, der mit ihm an der Graphischen Lehr-und Versuchsanstalt in den sechziger Jahren die Schulbank gedrückt hatte!

Lieber Peter wir kennen uns seit mehr als fünfzig Jahren, als wir gemeinsam die Graphische Lehr und Versuchsanstalt besuchten. Hat diese Zeit und diese Schule für Dich auch Einfluss auf dein weiteres Leben genommen?
Sicher, nach Kindheit und Jugend in katholischen Internaten wie die Schulbrüder, wo mir auch körperliche Gewalt angetan wurde, war die Graphische wie ein Auffangbecken für Gleichgesinnte. Ich lernte Deix, Hellnwein, Ambros und Prokopetz kennen und damals haben wir begonnen uns zu wehren, wir hatten andere Vorstellungen von Religion, Kindererziehung, Sexualität, Autoritäten usw. es war die Zeit der 68er, ich war damals 17Jahre alt, wir waren vorerst einmal „ dagegen“.

Wir haben uns nach der Graphischen viele Jahre nicht gesehen und Du hast dann eine sehr schwere Zeit durchlebt, wie Du mir erzählt hast!
Es hat schon  beim Bundesheer begonnen, von da an war ich zwanzig Jahre schwerster Alkoholiker mit Entziehungskuren bis zum Koma. Als ich aus dem Koma erwachte, sagte mir mein Arzt, „Entweder du hörst auf oder du stirbst.“ Die Angst vor dem Tod war stärker als der Alkoholismus. Ich fing an mit Radfahren, Laufen, (auch Marathon) und Krafttraining und gemalt habe ich immer, nur die Produkte aus der Zeit des Alkoholismus waren nicht zufriedenstellend. Doch ich habe damals alle äußeren Einflüsse wie einen Schwamm aufgesogen, den ich jetzt langsam ausdrücke und in meinen Bildern verarbeite.

Du malst in einem sehr speziellen Stil fast fotorealistisch  mit einem tiefen symbolischen Sinn dahinter!
Ja ich male im Stil der alten Meister Öl auf Hartfaserplatten, je realistischer desto lieber, ich habe überhaupt keinen Zugang zu abstrakter Malerei.
Ich bin ein sehr ungeduldiger und hektischer Mensch, es wundert mich oft, woher ich die Ruhe nehme. Die Ölmalerei ist ein sehr langwieriger Prozess, Schicht für Schicht, dazwischen Trocknen. Ich habe mir diese Technik selbst beigebracht und aus Büchern. Gottfried Helnwein und Josef Bramer waren schon Vorbilder, auch mein Vater war Maler.

Gibt es etwas, dass Du mit Deinen Bildern ausdrücken willst, das der Betrachter erkennen kann?
Nicht bewusst, es zieht sich ein roter Faden durch, das merkt man bei den Ausstellungen, welche die Besucher betroffen machen. Es kommt ein Bild in meinen Kopf und das muss gemalt werden. Es hat auch mit Literatur zu tun, mit meinen Lieblingsschriftstellern Kafka und Trakl, zu denen ich eine geistige Verbundenheit spüre und diese Gedanken zu Bildern werden. Sicher, mein früheres Leben als Alkoholiker, mit meinen Panikattacken, Einzel und Gruppentherapien spielt da auch eine große Rolle.

Kannst Du von der Malerei leben und wie war es als Du die ersten Bilder verkauft hast?
Zum Teil, ich habe zwanzig Jahre als Lithograph gearbeitet und beziehe von dort eine Pension und zusätzlich ist der Bilderverkauf, ich bin nicht anspruchsvoll. Es kommen oft Leute, die sagen, ich müsste mindestens das Dreifache für meine Bilder verlangen. Ich antworte „macht ihr das, ich bin in diesen Dingen patschert”. Eine lustige Geschichte ist, ich war so glücklich über den Erlös meiner ersten Bilder, das ich das Geld am Bahnhof verteilt habe. Ich kannte ja die Menschen aus der Zeit als Alkoholiker.

Was hast du dir vorgenommen für die nächste Zeit, weitere Ziele?
Das Leben mit Freude genießen mit meiner Lebensgefährtin Anja. Freude, Liebe und Malen, Malen, Malen......

Lieber Peter vielen Dank für das Gespräch!

Peter Müster
Der Künstler wurde 1951 in Nussdorf in Wien geboren. Durch den Vater, der Zeichner und Maler war, kam er schon sehr früh mit der bildenden Kunst in Berührung und ist auch damit aufgewachsen. Nach seiner Ausbildung auf der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt war er 20 Jahre als Lithograf tätig, wobei er sich parallel dazu immer wieder mit der Malerei beschäftigte.
Seit den 90er Jahren lebt er in der Nähe von Baden bei Wien und ist ausschließlich als freischaffender Maler tätig.
Der Künstler war immer schon von den Alten Meistern und deren Technik fasziniert, inspiriert von den frühen fantastischen Realisten der Wiener Schule, insbesondere vom jungen Ernst Fuchs und später vor allem von Rudolf Hausner und dem Fotorealismus. Alle seine Ölgemälde sind auf Holz nach altmeisterlicher Art gemalt. Peter Münster ist Gewinner des „Kitz Awards of excellence“ 2015.


Ausstellungen / Beteiligungen (Auszug)
Creative Galerie & Freecart, Wien Alte Schieberkammer,
Wien Galerie 39
Galerie Markl
Haus Wittgenstein
Galerie Doris Wolf
Schloss Tribuswinkel
Haus der Kunst, Baden
Galerie Kitz Art Kitzbühel
Art Space Gallery Manhattan, New York (USA)

 

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© Peter Münster
© Peter Münster