58/Niemand: Toulouse-Lautrec
Eva Riebler-Übleis
Toulouse-Lautrec
Der Weg in die Moderne
Okt 2014 bis 25.Jän. 2015 Kunstforum Wien Ein Kurzbericht zur Ausstellung von Eva Riebler-Übleis
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Henri de Toulouse-Lautrec, Moulin Rouge – La Goulue, 1891 © Albertina, Wien/ leisure communications GmbH Wien |
Wer die Biografie von Henri de Toulouse-Lautrec-Monfa aus dem französischen Albi kennt, weiß um seine adelige Herkunft und den Gegenpol: das amüsierfreudige Milieu rund um das Moulin Rouge in Paris. Von klein auf prägten ihn die Folgen eines beidseitigen schweren Beinbruches. Er war ab diesem Zeitpunkt der Sitzende, der Ruhende - der die Bewegung der anderen studierte, malte und zeichnete. Berühmt wurde er durch seine Plakate, die bis zu 3.000 mal in Paris affichiert wurden. Gerade dazu sind die Entwürfe in dieser Ausstellung besonders bemerkenswert, da sie viel besser als die fertigen Plakate zeigen, wie er den Bildaufbau handhabt und mit imaginären Farbflächen arbeitet. Z.B. beim Plakat „Moulin Rouge“ schließt links ein abstrakter gelber Fleck wie unmotiviert an eine weiße Fläche, dem Unterrock des Animier-Girls, an. Und trotzdem hat das Gelb eine Fortsetzung im Hintergrund als Waagrechte oberhalb des das Motiv begrenzenden Schattenrisses mehrerer Herren mit Zylinder. Toulouse Lautrec ist nicht nur das Motiv, sondern auch die Perspektive wichtig. Er setzt spontane Diagonalen und strukturiert stets neu seinen Bildaufbau. Er weist den Weg zur Abstraktion, indem er ein Profil genau und eines abstrakt gestaltet. Er lenkt stets den Fokus auf eine Figur und charakterisiert exakt. Er arbeitet mit dem negativen Raum und den Konturen wie bei japanischen Zeichnungen oder Holzschnitten. Oft gestaltet er an der Grenze der Karikatur, jedoch verletzt er nie, die zur Schau gestellten Personen oder stellt sie voyeurartig dar. Keine Geschlechtlichkeit wie bei Egon Schiele oder Gustav Klimt ist zu sehen. Dies ist er seiner adeligen Herkunft schuldig, auch wenn er sich selber oft fast nackt oder anstößig zur Schau stellt.
Ab 1883 wendete er sich von der akademischen Malerei und Ausbildung ab und legte keinen Wert auf Historienmalerei. Kein Beiwerk oder Dekoration verstellen den Blick auf das Wesentliche. Auch kein Licht von außen soll seine Figuren auf seinen Ölbildnissen beleuchten! Es kommt von innen! Je mehr man das Bildnis „Die Wäscherin 1886” betrachtet, desto mehr sieht man das strahlende Licht aus ihrem Körper, aus ihrer rosa Bluse treten.
Er weiß psychologisch richtig das Bild aufzubauen, seine Figuren ins richtige Licht zu setzen und formal ins richtige Eck zu platzieren. Weil er den Körper wie eine Landschaft malt, bedarf er nicht der Landschaftsmalerei. Mehr wie Cezanne schafft er den lückenlosen Übergang von der Landschaft in den Körper. Nichts hebt sich vom Untergrund ab. Alles ist eine Struktur. Der Mensch ist ihm wichtigstes Motiv und er tritt stets hervor.
Henri de Toulouse-Lautrec, Die Damen im Speisesaal, 1893 © Szépmǘvészeti Múzeum, Budapest/ leisure communications GmbH Wien |
Toulouse Lautrec ist ein Maler des Gestischen … aber sehen Sie selbst …. bis 25. Jänner ist Gelegenheit dazu … vielleicht berichten Sie mir Ihre Eindrücke …..