54/blind/Interview: Eva Riebler im Gespräch mit Otto Lechner
Eva Riebler im Gespräch mit
Otto Lechner
Otto Lechner am 8.9.13 in seinem Haus im Kamptal im Gespräch mit Eva Riebler
Der Herbst ist für alle Künstler eine betriebsame Zeit. Du warst nun eine Woche unterwegs auf Literatur-Musikreise mit den Nomaden des Seins. Bist du ein Nomade des Seins und welchen Seins?
Das Wort provoziert einmal und reizt, Ich würde schon sagen, dass es für mein Leben meistens keine Vorbilder gegeben hat. Ich muss schon... muss sagen, es gibt kaum Vorgaben. Sehr oft kommt man drauf, dass man sich sein Leben selbst erfindet, das läuft nicht nach einem Muster ab, hat kaum Vorgaben, von denen du sagen könntest, das hat der Künstler oder Komponist so und so vor mir schon gemacht oder so… in vielen Dingen ist es frei erfunden.
Nomade zu sein, klingt so romantisch:
Ja genau. Wenn man sich mit Nomaden beschäftigt, sieht man das Moment des Zyklischen: Sommer-Winterweide, das Zyklische ist etwas Schönes! Du hast eine Bahn. Welchen Seins? Die Pause habe ich mir vorgenommen seit längerem, damit es klappt. 4-5 Monate nichts spielen, Konzerte werden auf 1,2 Jahren ausgemacht, daher ist Pause ab Mitte November bis März. Sogar die Eröffnung des Wiener Akkordeonfestes mach ich auch nicht. Du kannst keine Ausnahmen machen. Den Anfang und das Ende darfst nicht reinrutschen lassen. Es ist eine schwierige Übung.
Improvisierst du mehr auf der 0rgel oder am Akkordeon?
Ich hab für die Orgel nie etwas komponiert. Wenn ich an der Orgel sitze, gibt’s Improvisation, für Orgel hab ich nichts, keine vorgeformten Muster, in die ich reinrutschen könnte. Ich habe fürs Akkordeon komponiert. Beim Akkordeonspiel könnte es sein, dass ein Fragment einer Komposition erklingt. Es gibt immer Unterschiede. Andererseits mit der reinen Improvisation ist es so eine Sache, man kann es nicht vermeiden, dass bereits Passiertes reingerät oder Dinge wiederholt werden, Bewegungsabläufe oder emotionelle Abläufe sich gleichen, durt und da.
Gibt es ein Konzert doppelt?
Nun ja, das ist schwer, weil, wäre man ein genauer Mensch, müsst man sagen, das ist sowieso unmöglich. Das müsste auch für klassische Musik gelten. Andererseits ist das mit der reinen Improvisation auch so eine Sache. Es passiert, dass man in Vorgeformtes reinrutscht. Was ich nicht kann und gottseidank auch nicht will, ist, mich zu wiederholen. Ich will`s gar nicht wissen, wie das ist. Aber ich versuch, mich nicht zu wiederholen.
Das Akkordeon begleitet dich oder umgekehrt du es?
Ja, seit dem 4. Lebensjahr, mindestens!
Ich hab immer gedacht ich bin Musiker und nicht Akkordeonspieler und spiele irgendwelche Instrumente. Ich spiel auch gern Klavier und Keyboard und auf elektronischen Tastaturen oder exotische Instrumente. Am Akkordeon hab ich einen besonders individuellen Stil, den ich sogar selber wieder erkenne. (lacht) Beim Klavierspiel ist mehr die Gefahr, dass ich kopiere, was ich schon bei anderen gehört habe.
Wir sind beim Abschiedsfest von Joachim Schloemer Ende Juni im Festspielhaus übereingekommen, wir reden nicht über blind sondern über Kafka. Bei mir
hat mit ihm das Interesse an Literatur begonnen und so habe ich dann Germanistik studiert. Wieso ist Kafka dir ans Herz gewachsen?
Ja, er ist mir ans Herz gewachsen. Weil er eine Art von Fremdsein definiert, das ich fühle und viele andere Leute auch, und dieses Fremdsein, das verliert für mich, muss i schon sagen, durch Kafka ein bisschen seinen Schrecken, weil er das manchmal auch sehr nüchtern darstellen kann und dann wird das Fremdsein greifbar. Das ist so etwas schön Absurdes, das für mich der Kafka besonders schafft. Da liegt mein Verstehen, das Heimelige, worüber ich dann sehr lachen kann.
In Kafkas erstem Erzählband steht so humorvoll: Niemand geht über die Straße. Er hat blaue Schuhe an.
Ja das kann lustig sein, das tut richtig gut, wenn man den ersten Schreck überwunden hat. Da liegt so ein Feuer drinnen.
Bei dem Gedicht „die Heimkehr“ denke ich immer: Er steht vor der Türe und gehört nicht dazu und belauscht die anderen von draußen. Und ich überlege: Bin ich es der lauscht oder sind es die anderen? So wie Kafka haben es viele wichtige Autoren in ihren Epochen gemacht, dass man durch diese Beschreibung gewisse Identifikationsmöglichkeiten schafft und man sich selber dann wieder irgendwie benennen kann. Da würde sich die Katze in den Schwanz beißen. Und ich würde dann sagen, dass mein Leben doch nicht frei erfunden sein kann. Gewisse Dinge definieren sich durch den Geist des 20. Jahrhunderts. Kafka hat bewiesen, er hat eine klare Beweisführung darüber, dass es die unbescholtene Bürgerlichkeit nicht gibt, nicht geben kann. Man kann nicht alle Gesetze befolgen, weil das ein zu dichtes Gesetzeswerk ist. Das heißt, du musst Fehler machen, du musst Regeln übertreten. Diese klare Definition ist wichtig für das 20. Jahrhundert.
Die Schweizer verstehen das, sie stehen viel mehr in der Spannung und wissen, was das heißt, dass sich einer so bemüht, sich wirklich bemüht, und dass dies nichts nützt. In der Schweiz machte ich Lesungen, wo ich auswendig diese Geschichten von Kafka erzähle und die Schweizer amüsieren sich köstlich. Das Bemühen ist ihnen wichtig!
Der Österreicher ist so unklar, so schlampig in vielen Dingen, dass er gar nicht für das, was der Kafka da sagen will, die Empfindung hat. Er sagt, da fang ich gleich gar nicht an. Jedoch z.B. passiert es im Ländle, dass ein Schweizer im Supermarkt die Milchflaschen zurückstellt, und einer hinter ihm sagt: Wo sind die Deckeli? Das sind die Schweizer! Kafka ist für mich wichtig. Als Blinder hat es eine besondere Spannung, sich beim Lesen etwas vorzustellen. Denn ich lebe von der Beschreibung, um mir Menschen vorstellen zu können. Ich seh` sie ja oft idealer, weil ich sie nicht seh! Einer wie ich, einem dem etwas fehlt, der lebt von der Beschreibung von Welt und was andere tun! Eine Zusatzspannung sozusagen!
Träumst du in Bildern?
Ich habe in Bildern geträumt, so lang ich was gesehen habe, einzelne Bilder blieben über, die von damals sind. Ich träume heute weniger in Bildern, eher in Wahrnehmungsformen, die ich hab.
Ist nicht die Musik dir besonders wichtig? Träumst du mit Musik?
Meine Träume sind nicht besonders spannend punkto Musikerlebnis. Sie haben eher mit Angst, Ehre oder mit Tun zu tun. Z.B.: ich hab einen Auftritt, komme zu spät, merke mir den Text nicht etc.
Ist es nicht die Angst, die einem mehr in Erinnerung bleibt als das Positive?
Ich muss net alles negativ besetzen. Es gibt spannende Momente. Z.B.: Geht’s sich`s aus oder net. Ängste sind überall dabei, ohne das Vorhandensein von Angst, wird dir auch der kurze Glücksmoment net klar sein! Das ist ein ganz natürlicher Unterbau, den man hat. Es ist nicht alles, was jetzt Angst ist, negativ zu bewerten.
Wenn man Otto Lechner googelt, was glaubst du, was kommt?
Das weiß ich nicht! Das weiß ich nicht! Das ist schon Jahre her, dass ich mir angeschaut habe, ob und wie der neue Internetbrowser funktioniert!
Stichwort Aktionsradius. Es kommt deine Stimme: „Ich bin der Augarten-Bürgermeister. Ich bin auf Urlaub, wenn ihr mich hört, bin ich nicht da!“
Ja, das war ein Kunstprojekt. Wir haben uns die Frage gestellt: Ist das so toll, den Wallensteinplatz nach einem Verwüster zu benennen? Die Benennung Wallensteinplatz am Augarten gibt es seit vielleicht 150 Jahren und wir haben uns entschuldigt für die Verwüstung Dresdens durch Wallenstein. Es kamen Gäste aus Dresden, ich war aber auf Urlaub und so habe ich vorher die Rede aufgenommen und eine Pappmachefigur hingestellt und diese Worte wurden vorgespielt.
Ich war gestern im Kunsthistorischen Museum bei der Presseeröffnung der Ausstellung Lucian Freud. Lucian Freud sagte, wenn er blind wie Degas würde, würde er Skulpturen machen.
Ich kann mich an keine besonders gute Skulptur erinnern, die ein Blinder gemacht hätte! (lacht)
Es gibt blinde Maler und Fotografen, sollte ein Musiker taub sein?
Auch da haben wir Beispiele, es gibt den Briefwechsel von John Cage und Edgar Varese und die unterhalten sich darüber – „Hörst du etwas, wenn du komponierst?“ und der andere sagt: „Ja ganz sicher!“ Der andere fragt dann noch: „Bist du dir ganz sicher?“ Antwort: „Na, eigentlich net!“ Um zu komponieren und Musik zu erfinden, ist es nicht zwangsläufig so, dass man nachlauschen muss, denn in Wirklichkeit kann ich, auch wenn ich es noch so genau ausführe, den Klang des Werkes nicht vorhersehen. Es hängt ab, in welchem Raum das stattfindet und unter welchen akustischen Bedingungen, das aufgeführt wird.
Man schafft Strukturen. Ich kann in mir musizieren. Ich kann Akkordeon spielen, ohne es umgehängt zu haben. Das ist mir kein Problem. Ich spiel` selten allein für mich, entweder ich habe eh Musik im Kopf und versuch mir das vorzustellen oder ich spiel vor und mit einem Publikum.
Hörst du etwas, wenn du komponierst?
Ja sicher. Na eigentlich net!
Ein Musiker hört nach innen, wenn er blind ist noch viel mehr.
Inwiefern inspiriert dich das Publikum?
Ungeheuer! Ja, das ist das Schöne an der Performance. Ich frage mich immer, woher kommt das, dass man alle seine Kräfte mobilisieren kann. Und da sind wir wieder bei der Angst! Ich glaube, in Urzeiten hieß das nie was Gutes, wenn einer alleine stand. Entweder er wurde geopfertoder er war angeklagt, zumindest musste er sich einer Gruppe gegenüber verantworten! Urängste entstehen, da reißt du dich zusammen. Vor Publikum mobilisierst und konzentrierst dich noch mal. Das kannst du alleine nicht herstellen. Oder zumindest ich kann das nicht! Gestern habe ich vor Publikum in Wien gespielt, denn Manfred Wieninger hat den Theodor Kramer Preis bekommen. Der hat soviel recherchiert. Er hat viel publiziert in der Zeitschrift der Theodor Kramer Gesellschaft …
Ja, Manfred Wieninger aus St. Pölten. Seine Krimi mit seinem Kommissar Marek Miert spielen in St. Pölten. Er schrieb vorher „St. Pöltens Straßennamen erzählen“. Im Werk erwähnte er, dass noch 1986 oder 1989 im Gemeinderat Straßen nach ehemaligen Nazis benannt wurden.
Ich kannte ihn nicht. Den Preis bekam er für sein Gesamtwerk.
Ich komme vom heurigen Philosophicum Lech. Das Ich in seinem Netz war das Thema. Robert Pfaller meinte: Traurig und komisch ist, wenn wir etwas gegen
Studienabrecher und für die Studienmobilität tun wollen, zerstören wir die Uni, als Orte neugierigen Nachdenkens und kritischer Selbstreflektion der Gesellschaft zur Gänze, ohne irgendwas zu verbessern. Vernunftsmaßnahmen haftet fast immer etwas Exzessives, Panisches und Blindes an. Sie zerstören uns das, wofür es sich zu leben lohnt. Wie siehst du das?
Ja, Robert Pfaller, der ist ja ein super Entertainer so nebenher! Ja, ich halte den Aspekt, den er betont schon für sehr, sehr wichtig. Es ist eine Gesellschaft wirklich dabei, sich den Lebensnerv wegzureglementieren, ja, das ist so. Da habe ich wirklich das Gefühl, das ist eine Art von Zerstörung der inneren Kräfte, die eine Vitalität von großen Menschengruppen betrifft. Da langt man wo an, woraus letztendlich der Druck entstehen wird zu einer neuen Irrealität, man kann natürlich nicht sagen, was daraus entsteht oder sich manifestiert. Diese Reglementierung ist sehr gefährlich.
Was sagst du zur neuen Bildungsoffensive, z.B. zur Zentralmatura, bei der wieder AHS und BHS die gleichen Themen zur Matura bekommen?
Da gibt’s etwas das von dem blöden, blöden Sprichwort kommt: Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir. Da hab ich halt diesen blöden Verdacht, dass man den Kindern und Jugendlichen praktisch wirklich lernt, im Leben wird’s genauso langweilig sein wie hier.
Wollte man sich früher mehr bilden, entwickeln und lernen? Heute hat man den Verdacht, der Schüler lernt Performance. Wie der Titel des Theaterstücks nach Mira Lobe, das heuer noch über 30x im Landestheater aufgeführt wird, lautet: „Ich bin ich“.
Ich habe Schule immer so erlebt, dass es immer gegen mein Selbstbewusstsein gerichtet war. Die Schule hat mich immer klein gemacht. Das wollte mich immer klein machen und Angst machen. Da musst du das irgendwie korrigieren. Ob es das Gegenteil gibt und ob die Message notwendig ist, weiß ich nicht. Die Schüler gehen oft sehr gerne in die Schule, kennen sich hinten und vorne oft gar net aus. Die Schulangst aber, die gibt’s nicht mehr, die hat sich transformiert. Jetzt muss man sich vor den Erwartungen der Eltern vielleicht mehr fürchten als vor den Erwartungen der Lehrer, aber auch das ist nicht der Fall! (lacht) Nein, nein! Die Frage ist, wie kann ich dem entgegensteuern, dass die, die ehrgeizig sind, etwa darüber hinaus lernen, etwas erreichen. Viele denken bloß: „Ich will die Prüfung schaffen!“ Was kann sich ein Schüler noch merken? Wie kann man diesen noch motivieren? Es ist wie bei der Wanderung, der gute Antrieb ist die Jausenstation! Die Frage ist: Was kann i no reinschummeln, darüber hinaus? Man wird’s irgendwie reinschummeln müssen! Und reinschummeln tue ich immer gern etwas. (lacht) Auch bei Konzerten. Ich mag versteckte Klassik zum Beispiel.
Wie sieht das aus?
Dass Formen vorkommen, die du in der Musik gar nicht vermuten würdest und die du gar nicht checkst. Dass eigentlich eine große Form da ist. Ich bin z.B. für den sinfonischen Ablauf, dann ist es a runde Gschicht! Mehr sollte eine Sinfonie ja auch nicht sein. Die rechtfertigt sich ja nicht durch die Form, sondern durch das Funktionieren der Form. Jedes Konzert ist auf die formale Gestaltung angewiesen. Bei den Nomaden des Seins letzte Woche haben wir auch viel geredet über die Form. Bei jedem Konzert, soweit ich den Einfluss auf die formale Gestaltung habe, wird es irgendwie mit Liturgie zu tun haben.
Wie bei Bodo Hell?
Ja, ich kenne ihn, wir sind beide auf einer Platte, auf Broad Loam, auf einer Live-CD! Wir haben uns gefragt: „Was ist für dich Liturgie?“: Für mich ist es z.B. der Ablauf, das Kyrie eleison am Anfang, die Predigt, der Schluss usw.
Die Einteilung?
Dieser Grundablauf. Damit du feiern kannst, musst du vorher Buße tun. Die Abschnitte mehr oder weniger genau nehmen. Wie eben ein Kind die Messe erlebt und
da das Bild bemühen: Es gibt ein Grundverständnis in einer abendländischen Gesellschaft, das gibt’s doch immer, auch wenn wir schon längst Nonatheisten sind. Es gibt das Grundverständnis für die Wandlung. Wir wollen schon, dass etwas mehr wird, als es ist. Vielleicht ist das auch beim Geld so! (lacht) Bei den Nomaden ist es mir aufg`fallen, es gibt eine unheimliche Sehnsucht, ein Wollen. Das ist eine Vertrauenssache, dass man sich verzaubern lässt. Dass man fünf Tönen, die nebeneinander oder hintereinander stehen, Bedeutung gibt, die sie nicht haben müssen.
Da passt das Obertonsingen gut dazu. So allumfassend.
Es ist ursprünglich und unendlich, aber es ist begrenzt. Das Potential, das ein Ton hat, geht gegen unendlich, ist aber begrenzt. Hat einen Limes nach oben hin, höher geht’s nicht. Ist eine schöne Sache, aber jede Klangfarbe hat das. Beim Obertonsingen betont man diese Teiltöne. Der gestandene Musiker sagt: Bildet euch nichts Besonderes ein. Aus so etwas besteht ein Ton einfach!
Schließen wir mit Kafka? Im Prozess heißt die Handhaltung mit gespreizten Fingern von Josef K. vor seiner Ermordung für Deutsche: Seid milde mit mir. Ich bitte um Verzeihung. In Österreich würde es heißen: durch die Finger schauen.
Ja, das heißt: Ich bin übrig geblieben, ich schaue durch die Finger! Wie beim Finanziellen! (lacht) Als ich vor kurzem beim Wandern Kafka zitierte, hat sich Anne sehr geschreckt. „Es ist ein Wunder, dass wir nicht singen.“, sagte ich. Dies ist der letzte Satz in Kafkas Erzählung. Da geht es wieder um Niemande. Die Missdeutung oder Andersdeutung von Gesten oder Symbolen ist für Afrikaner witzig, wenn sie vor Wahlplakaten stehen und lesen: Jetzt krempeln wir die Ärmel auf. Für Afrikaner hat das die Nebenbedeutung, die wir nie verstehen werden: Jetzt geht’s um die richtig Drecksarbeit, ums heimliche Zusammen-Packeln! Jetzt machen wir den richtigen Betrug.
Als Schlusswort. Was sagst du zu der Aussage: Wir müssen auf vernünftige Weise vernünftig sein. Musstest du das auch, inwiefern?
Ich sag mit Gratzl: Du musst müssen müssen! Und in einem Refrain eines afrikanischen Liedes heißt es: Bua, du musst immer frei sein für die Freiheit! Und vor lauter Freiheit vergisst man auf das vorher stehende musst und das schließt die Freiheit dann aus! (lacht)
Und jetzt kann ma sagen, dass die 10 Gebote schlecht verstanden sind, denn da steht eigentlich: Du sollst!
Du sollst, ich soll, wir sollen aufhören! Ein gutes Schlusswort! Danke für das Ge...
(Otto Lechner summt und Anne Bennent singt)
Otto Lechner
Geb. 1964 in Melk an der Donau, aufgewachsen in Gansbach (NÖ) Lechner besuchte das Stiftsgymnasium in Melk, unter anderem mit dem Kabaretisten Josef Hader. Er ist seit seinem sechzehnten Lebensjahr blind und lebt seit zwanzig Jahren als Musiker und Komponist in Wien (seit 2007 mit der Schauspielerin Anne Bennent). Im Mittelpunkt seiner Arbeit, die stark von der ethnischen und kulturellen Vielfalt dieser Stadt geprägt ist, bewegt sich das Akkordeon weiter - zwischen Literatur, Theater und Jazz.
Erschienen im etcetera Nr. 54 / blind / Dezember 2013