Bauchklang und Gäste. Rez.: E. Riebler

Eva Riebler
FESTIVAL DER VISIONEN UND KLÄNGE

 

 
BAUCHKLANG UND GÄSTE
Sounds – Sehenswürdigkeiten – Visionen
Festspielhaus St. Pölten
18.12.09, ab 19.30 Uhr Großer Saal, Box, Café Publik
Mitwirkende:
Bauchklang, DVA, Hakim, Violetta Parisini & Band,
Rouda, Ursula Rucker, Markus Köhle,
Matthias Jacisic aka jig & Raul Maia, DJ DSL, Lichterloh

 

Großer Saal:

 

19.30 Uhr: DVA – auf Deutsch: „zwei“ machen Beatbox, Tango, Pop, Akustik- und Electromusik. Ein hervorragendes Duo aus Tschechien, das naturgemäß leider den Sound aus der Konserve einspielte. Dafür waren live dabei die beiden Visualisten Marketa und Magdalena, die mit Overhead und Folien, am Rand der Bühne hockend, zahlreiche Themenbearbeitungen, „Geschichten“ mittels bewegten Figuren, Bildern und/oder Über- und Abdeckungen dieser erzählten. Den Prozess der Veränderung von Bildinhalten durch Überlappung live zu verfolgen, war äußerst spannend. Die Fortsetzung fand dann auf der Leinwand des Café Publik statt.

 

20.15 Uhr: Markus Koehle-Poetry

Markus Koehle aus Wien/Innsbruck ist in St. Pölten kein Unbekannter. War er doch beim Poetry Slam der LitGes St. Pölten bereits als Vorredner und Stimmungsmacher im Cinema Paradiso 2008 eingeladen. Diesmal hatte er seinen zweiten Poetry-Band fertiggestellt und gab daraus Kostproben. Zungenfertig, sicher in Rhythmus und Wortwahl kreierte er Verbal-Erotisches, rezitierte über die unerwiderte Liebe und vollführte moderne Spielarten des Minnegesangs. Markus Koehle unterhielt äußerst geistreich, witzig, spritzig auf höchstem Wortakrobatik-Niveau.

 

20.30 Uhr: Violetta Parisini

Die Sängerin und Pianistin, Songwriterin und Minimal Techno-DJane kommt aus Wien und mit ihr  der Produzent und Musiker Florian Cojocaru. Als ihre Vorlieben bezeichnet sie Lieder über das Verlassen werden, das Lieben oder über die Flucht.

Sie interpretierte jazzig, zwischen Soul und Pop und erntete großen Beifall.

 

22.10 Uhr: Bauchklang und Gäste.

Die fünf international gefeierten Vokalisten Andi Fraenzl (Sänger); Alex Böck, Gerald Huber, Christian Birawsky und Philipp Sageder (Sound) traten unter Rauch und gut platzierten Scheinwerfern auf die Bühne. Die Bässe hämmerten, wie es sich gehört, und die Fans stürmten zur freien Fläche vor der Bühne. Vor allem in St. Pölten sind die Fans zahlreich, nicht nur aufgrund der zahlreichen Auftritte hier, sondern begannen sie doch in St. Pölten 1996 anlässlich der Musical-Produktion „Jesus Christ Superstar“ sich zu formieren.

Die Vokalinterpretationen donnerten mit großer Wucht in popiger, grooviger a-capella Manier. Da ein Zuviel an gleich bleibendem Rhythmus langweilt, wurden interessante Acts mit Ursula Rucker als Sängerin und später mit MC Rouda als französichen Schnell-Rapper eingefügt. Iris Heitzinger und Marlene Wolfsberger, ausgebildet auf der Privat Uni Linz, unterbrachen nach drei/vier Solo Baucklang-Nummern mit hervorragenden modernen, virtuosen Tanzeinlagen. Eine äußerst hochkarätiges Frauenduo, das die sich international bereits einen Namen gemacht hat

Nicht zu vergessen sind die wirklich einzigartigen, oft bestechen einfachen geometrisch dominierten Visuals von Lichterloh, die der Szenerie Tiefe, Witz und ausgeklügelter Plastizität gaben.

 

Weitere inspirierende Aktionen fanden ab Null Uhr in der Box und im Café Publik statt. Die erste Vorstellung in der Box bestritt der Minimal-Geiger Jig, der aus London wieder nach Wien zurückgekehrt ist. Raul Maria aus Porto stellte in seiner Street-Art-Tanzperformance bestimmte psycho-motorische Krankheiten oder Defizite, passend untermalt durch den Geigensolisten, dar.

Gleichzeitig wurden von Hari Partaj, dem enthusiastischen Kunsterzieher am BORG St. Pölten, einfallsreiche, teilweise geografisch angehauchte bewegte Kunst-Fotos oder Autobilder auf die Leinwand im Freien, in der mit Brettern vernagelten verbotenen Stadt, projiziert.

DSL und DJ Barspin agierten als Sound-DJ im Café Publik und riefen, nachdem das klassische Publikum das Haus verlassen hatte, die Clubber und HipHoper auf den Plan, während Ceen, alias Clemens Haas als Visuals/Video, Grafik und Foto-Künstler St. Pöltens die visuelle Schiene im Café hervorragend bestritt.

 

Ein einzigartiger multivisueller und multiakustischer Abend! Eine Nacht der Highlights, die auch den älteren Festspielhausgästen gefiel!

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