Wellenklänge: Tonkünstler-Orchester NÖ. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Wassermusik ohne Friedrich Händel

 

 

WELLENKLÄNGE
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich

Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
09.05.11, 19.30 Uhr
Dirigent: Hugh Wolff
Solistin: Isabelle van Keulen, Violine

 

Bedřich Smetana: Die Moldau, ein eingängiges Stück, das ohne jegliches Pathos und trotzdem in erhabener, getragener Atmosphäre erstrahlte. Die Popularität des Stückes wurde nicht missbraucht, kein Ohrwurm daraus gemacht.

Erich Wolfgang Korngold: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35. Ein Werk, das der 50-Jahre alte Komponist, Sohn des berühmten Musikkritikers Julius Korngold, schuf und das mit der klassischen Tradition insofern brach, als dass es doch vom Einfluss der Atonalität Schönbergs einen Hauch abbekommen hatte, obwohl der Komponist dem Stil des Fin-de-siècle treu bleiben wollte. Das 1945 komponierte Violinkonzert zeigt die Sehnsucht des in Amerika Weilenden nach der Alten Welt und nach der Welt von gestern. In ihm sind Musikversatzstücke seiner Hollywood-Produktionen verewigt, die vor allem im zweiten Satz, im Romance, Andante, besonders herzwärmend und innig, fast bittend von der namhaften Solistin Isabelle van Keulen vorgetragen wurden.

Claude Debussy: Cinq Études, Orchesterfassung v. Aaron Jay Kernis erklang getragen, witzig und sonor oder mürrisch und widerspenstig, je nach dem, wie es das Thema forderte. Es sind fünf Stücke, die das Schaffen des kranken Claude Debussys beenden und sehr hohe Anforderungen an das Orchester stellen, das unter der Leitung Hugo Wolffs virtuos und extrem facettenreich brillierte. Das lebhafte Finale passte zum Rauschen des Wassers im letzten Stück: dem La mer, einer dreiteiligen Skizze für Orchester, das Claude Debussy 1903-05, also 10 Jahre vor den Cinq études geschrieben hatte. Das Orchester ließ das Wasser als Spiel mit den Wellen, als Zwiegespräch zwischen Wind und Meer erklingen. Weder die Bedrohung des Menschen durch das Wasser noch die einfache Sturmmusik war Thema, sondern vielmehr die Entwicklung und Umsetzung des Motivs Wasser in all seinen Formen und berauschenden Klängen.

Ein wunderbares Konzert, das durch die hohe Qualität von Orchester, Violinistin und Dirigent uneingeschränkt genossen werden konnte.
Im Anschluss lauschten an die 40 Gäste dem Tonkünstler Jazz-Quartett mit Susanne Stockhammer, Albert Reifert, Franz Schaden und Thiemo Kirberg im Café Publik. Dargeboten wurde guter gängiger Jazz, der den Abend angenehm ausklingen ließ.

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