Transitory Life: Laurie Anderson. Rez.: Eva Riebler
Eva Riebler
KALKULIERT SPHÄRISCHES
TRANSITORY LIFE
Laurie Anderson
A Restrospective, Songs and Stories
Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
28.01.12, 19.30 Uhr
Dauer: 1 Std. 30 Min.
Laurie Anderson ist in den letzten 25 Jahren, zu Beginn in den Sofien-Sälen, und an anderen Spielorten präsent gewesen. Sie ist eine Sängerin und Schriftstellerin und verbindet in ihrer Performance ihre Begabungen mit experimentellem Sound. Diesmal trat sie weniger als Vokalisten sondern vor allem als Streicherin der Mini-E-Violine und Erzählerin zutage. Mit außerordentlich viel Pathos und dazugehörigem Nebel versprühte sie eine Märchen-Atmosphäre, von der die Gebrüder Grimm oder Hans Christian Andersen nur träumen konnten.
Als Themenschwerpunkte nahm sie Erlebtes, z.B. ihre Reise zum Nord-Pol, die nach Utah mit ihrem Hund, und Gedachtes, z.B. Anekdotisches aus ihren Altägyptischen Vorlesungen, aus ihren Performances der 70er-Jahre in Kirchen oder über das Ende der Welt etc. Sie erzählte Geschichten über Geschichten z.B. über Hänsel und Gretel in Berlin und endete meist mit einer weisen Sentenz à la: Der Sturm, der aus der Vergangenheit weht, heißt Fortschritt – oder: Seit 9/11 kommt die Bedrohung auch aus der Luft und dies kann nicht rückgängig gemacht werden .... Als sie bei McDonalds arbeitete, erkannte sie: „Nur bei McDonalds kann ich all das Geben, was man von mir verlangt“.
Ihre Performance war als amerikanisches Ein-Frau-Event sehr persönlich, vielleicht nicht sehr kreativ, aber zufrieden stellend sphärisch und stimmig dargebracht; jedoch muss man die plakativen philosophischen Inhalte als solche betrachten: nämlich als plakativ!