Ek/Forsythe/Kylián: Sylvie Guillem – 6000 miles away. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Raum und Bewegung

 

Ek/Forsythe/Kylián:
Sylvie Guillem – 6000 miles away

Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
19.05.12, 19.30 Uhr
Tanz: Sylvie Guillem, Nicolas Le Riche, Aurelie Cayla, Lukas Timulak
Choreografie: William Forsythe, Jirí Kylián, Mats Ek
Produktion: Sadler's Well und Sylvie Guillem

Sylvie Guillem ist eine Tanzikone, die es sich leisten kann, ohne Dance-Companie Anstellung durchs Leben zu tanzen. Berühmtheiten wie William Forsythe und Mats Ek richten speziell für sie Choreografien aus. Werden diese dann noch mit der etwas schrilleren Musik von David Morrow oder mit Anklängen an den 2. Satz Beethovens Klaviersonate Nr. 32 unterlegt, ist die Produktion bereits in der Erfolgsphase. Bei der Produktion von Ek führt die Filmsequenz von Elias Benxon zu einer hervorragenden Handlungsgeschichte: Eine Tänzerin kommt aus dem Off, tritt durch eine Glastür und durchtanzt den Bühnenraum wie ihren Lebensraum, um anschließend wieder in der Menge des wartenden Publikums hinter der Glastüre unauffällig zu verschwinden. So passiert das Leben, man tritt auf, handelt, hat Erfolg oder nicht und versinkt wieder in der Menschenmasse. Im eingestreuten Stück von Jiri Kylián, hervorragend getanzt von Aurélie Cayla, Paris - Lyon - Essen - Nederlands Dance Theater II, und Lukas Timulak, aus Monte Carlo – Nederlands Dans Theater, ist ebenfalls das Gehen, Tanzen und Vergehen Thema. Hier wird der schwarze lange Gummi-Teppich als Weg der Vergänglichkeit und des Todes gewählt. Die Handlungsabläufe dieser beiden Choreografien brachten vermehrt Spannung und Ausdruck, während das erste Stück von William Forsythe viel Ruhe und Wiederholungen zum Thema hatten. Es zeigte die verschiedenen Arten der Begegnung eines Paares, das sich anzieht oder abstößt, versteht oder ignoriert, das Verbindende oder das Trennende akzentuiert. Sylvie Guillem traf auf Nicolas Le Riche. Beide brachten 6000 Miles hinter sich und hatten noch immer nicht sämtliche möglichen Positionen zwischen Mann und Frau ausloten können. (Der Titel 6000 Miles entstand allerdings anlässlich der Natur- und Nuklearkatastrophe in Japan und ist ein Zeichen der Verbundenheit mit den betroffenen Menschen.)

Ein hervorragender Abend, der die natürlichen Facetten des Tanzes und nicht nur Guillems Tanztalent zeigte, ein Abend, der vor allem wieder die Möglichkeit des Tanzes und der Choreografie als theatralischen Spiegel unseres Menschseins  erschließt.

Mehr Kritiken aus der Kategorie: