The Rodin Project: Sadler's Wells presents Russell Maliphant. Rez.: Eva Riebler

Eva Riebler
Von der Skulptur zur Choreografie

 

The Rodin Project
Sadler's Wells presents Russell Maliphant

Festspielhaus St. Pölten: Großer Saal
18.02.12, 19.30 Uhr
Österreich-Premiere!
Russell Maliphant Company
Choreografie: Russell Maliphant
Performance: Tommy Franzen, Thomasin Gülgeç,
Dickson Mbi, Ella Mesma, Carys Staton, Jenny White
Eine Koproduktion des Théâtre National de Chaillot,
Les Théâtres de la Ville de Luxembourg und
The Joyce Theater New York.
Mit Unterstützung des Arts Council England.

Creative Learning
Box
18.02.12, 21.30 Uhr
Sadler`s Wells Company of Elders

The Rodin Project
Der Mensch stand für den Skulpteur Auguste Rodin als Thema im Vordergrund. Für Maliphants Choreografie ist der menschliche Körper ebenfalls Ausgangsmaterial. Sie bedarf einer weiteren Bearbeitung im Sinne von Formung und Bewegungsablauf. Und gerade das hat Maliphant von Rodin übernommen: Die Haltung und der starre Ausdruck, die Fast-Nacktheit und die mögliche Betrachtung von allen Seiten. Der Rundumblick wurde durch Bewegungen in Zeitlupe, durch Body-Popping und Drehung bei optimaler Beleuchtung ermöglicht. Leider war nur ein Tänzer der drei männlichen in seiner wohlgeformten Muskelgestalt als Modell geeignet und kam seiner Hautfarbe gemäß den Bronzeskulpturen Rodins gleich. Unter den drei Tänzerinnen war ebenfalls ein optimales Rodin-Modell, das u. a. die entblößte Rückenansicht mit mehr oder weniger Verschleierung gefühlsstark und ästhetisch versinnbildlichte.

Es wurde mit viel Gefühls- und wenig Handlungsinhalten choreografiert. Die Parts waren ähnlich und im Laufe des Abends etwas gleichförmig gestaltet. Trotz ästhetischem Genuss wird das Zelebrieren schöner Körper irgendwann eintönig. Vor allem wenn die Augen stets ausdruckslos bleiben und kaum ein auf einander Zugehen oder miteinander Tanzen stattfindet. Es fehlte die Spannung, was natürlich gewollt sein kann, da es dem Statischen einer Skulptur entspricht.

Creative Learning: Company o Elders
Ganz anders verlief das Programm von Sadler´s Wells Company of Elders in der Box.
Hier war vielmehr das Persönliche im Vordergrund. Vor allem sprühten die 10 Londoner TänzerInnen zwischen 65 und 90 Jahren mitreißende Freude, Begeisterung, Empathie und Souveränität aus. Gelungen waren ebenfalls die Filmeinspielungen, die u. a. Details aus den Proben zeigten und generationsübergreifend junge und ältere Formen, Gesichter, Gliedmaßen, besonders Hände und Füße im Dialog zeigten.

Der Gegensatz zu den statischen Rodin-Choreografien war erfolgreich verarbeitet und beide Projekte erzielten außerordentlichen, lang anhaltenden stürmischen Beifall.

Ab dem 19.02.12 beginnt nach dem Londoner Muster ein ähnliches Projekt für TänzerInnen über 50 Jahre im Festspielhaus St. Pölten. Ein Tanz-Workshop. Gesucht werden 120 Freiwillige. Nach zweimaligen monatlichen Proben soll im Mai 2013 eine Performance auf der Bühne stattfinden. Wir sind gespannt.

Mehr Kritiken aus der Kategorie: