Christian Schwetz: mails & love. Rez.: Roman Schweidlenka
Roman Schweidlenka
WORTSPLITTER-WUNDER eines GEDANKENTRÄUMERS.
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Christian Schwetz: mails & love
Gosau, Salzburg, Wien
Arovell Verlag 2014,
o. Seitenangaben, ISBN 9783902808677
Manche Leute legen sich auf die Couch, vielleicht auf den gemähten Rasen, wenn das Wetter passt, (Fakire betten sich in ein Brennesselfeld), trinken ein oder zwei Gläschen Wein und lassen ihre Gedanken floaten, einfach so dahin gleiten, ohne Zwang, Ordnung und erkennbaren roten Faden. Christian Schwetz hingegen lasst sie nicht nur floaten, er schreibt sie auf. Vielleicht, um für sich selbst Klarheit zu schaffen, vielleicht, um anderen Zweibeinern das Innenleben seiner ruckartigen Reflexionen mitzuteilen. Dass Layout und Aufmachung des Buches nicht unbedingt professionell sind stört all jene sicherlich nicht, die dem Autor vor dem Zusammenbrechen in den Schlaf folgen und erstaunt, vielleicht sogar neidisch, seinen Erfolgen, oder auch klagenden Erfolgen bei der holden Weiblichkeit lesend nacheifern. Frühlingstrunken jubiliert Autor mit drei Mädels, liest Kerouac, fürchtet sich vor einem väterlichen Südamerikaner, dessen Bett er teilen darf, dazwischen tummeln sich Lyrikfetzen in den aufgeregten Seiten. „Meine worte wirbeln dich, schleudern dich, jonglieren dich aus der bahn …“ schreibt er und trifft damit vielleicht gekonnt die Essenz seines Werkes. Erstaunlich auch sein Bekenntnis: „Nie mehr lyrik, sag ich, weil die lyrik mag ich nicht“ Dennoch taucht sie wie eine Tiefseeschwimmerin mal da, mal dort in dem Werk auf. Warum, wenn er sie nicht mag? Dies könnte eine Denkaufgabe für den geduldigen Leser sein. Nebenher kämpft Schwetz heroisch gegen die Türkenphobie und ärgert sich über den hohen FPÖ-Wähleranteil in einigen Wiener Bezirken.
Das Buch ist gewöhnungsbedürftig weil tagebuchsplittrig; wer sich nicht daran gewöhnen will: Halt nicht kaufen