ERIC FISCHL – Friends, Lovers and other Constellations. Rez.: Anna Burgstaller
Anna Burgstaller
Palimpsest und Frozen Moment.
ERIC FISCHL –
Friends, Lovers and other Constellations
Albertina, 13.Februar bis 18.Mai.2014
Eric Fischl ist ein New Yorker Maler, Grafiker und Bildhauer, der mit seiner figurativen Malerei den Betrachter an dem alltäglichen Bildgeschehen teilhaben lässt und ihn so direkt als einen Voyeur entlarvt, der sich in der Intimsphäre der Protagonisten verliert. Die Anziehung, die von der schnappschussartig festgehaltenen Intimsphäre ausgeht, füllt derzeit die Pfeilerhalle der Albertina.
Die rund 70 gezeigten Werke umspannen 35 Jahre seines Schaffens, mit einem retrospektiven Fokus auf seine Arbeiten auf Papier. Durch das wiederholte Aufgreifen des „Frozen Moment“ erinnern seine Arbeiten an Film Stills, die nur einen flüchtigen Moment in einem großen Ganzen wiedergeben. Das bewusste Auslassen führt zu einer Fokussierung auf die Zweideutigkeit in seinen Motiven. Dadurch, dass dem Betrachter nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt wird, wird dieser zum heimlichen Beobachter einer ganz intimen Szene, oft stark aufgeladen durch sexuelle Spannungen. Eric Fischl zeigt Alltägliches aus der amerikanischen Vorstadt, in der er selbst groß wurde. Dinge, die er selbst erlebt hat, wie der Alkoholismus seiner Mutter, zeigen sich an der oftmals negativen Darstellung der Vorstadtidylle. Er versucht den äußeren Anschein von Dingen zu hinterfragen, den ersten Eindruck zu entkräften, indem er das Äußere mit dem Inneren in direkten Dialog stellt und so neben dem Guten auch das Böse zeigen kann. Es geht ihm um die Darstellung von verdrängten, vergessenen, ja verlorenen Szenen, die sich hinter den schön gestrichenen Fassaden der Vorstadthäuser abspielen. Wie Filmstils sind seine Kompositionen aus dem Leben gerissen, um einen kurzen Moment einer größeren Wirklichkeit darzustellen. Als Betrachter fühlt man sich als Beobachter, teilweise sogar als Protagonist, was durch die narrative Erzählweise und die starke Körperkonzentriertheit verstärkt wird. In manchen Werken entsteht durch die Überlagerung von Papierbahnen eine Art Collage, die dem Betrachter weiteren Interpretationsspielraum einräumt. Durch das Überlagern von den verschiedensten Schichten entstehen neue Bedeutungsebenen, die sich gegenseitig wie ein Palimpsest durchschimmern. Dieses Durchmodellieren seiner einzelnen Bildelemente führt zu einer starken Assoziation mit Bühnenbildern, die sich auch je nach Funktion verändern können.
In den theatralisch anmutenden Werken von Eric Fischl verliert man sich in einer verfremdeten Wirklichkeit, die in vielfältigen bildnerischen Ebenen Ausdruck findet. So bedient er sich an Aquarell, Öl auf Glassine und Druckgrafiken, doch Eric Fischl nutzt nicht nur die Malerei als Ausdruckmittel sondern auch die Skulptur. Die Bilder ziehen einen in den Bann und animieren dazu die Geschichten weiterzudenken, umzuformen und immer wieder neu zu entdecken.