Foodchain: Grayson Millwood & Gavin Weber. Rez.: Eva Riebeler

Eva Riebler
Darwin retour
oder: Der Mensch ist des Menschen Wolf/Bär

 
FoodChain
Millwood/Webber
Festspielhaus St. Pölten, Bühne
01.04.2011, 19.30 Uhr
Produktion: pvc tanz freiburg heidelberg
Choreografie, Regie und Tanz: Grayson Millwood, Gavin Weber
Tanz: Tommy Noonan, Kate Harman, Gabrielle Nankivell, Josh Thomson

In der Tanzperformance Food Chain geht die Evolution den Weg zurück. Das wilde Tier wird zivilisiert, lernt zu denken, Fallen zu stellen oder zu filmen und macht sich Gedanken über die ausgestopften Menschen im Museum. Wie war ihr Paarverhalten, welchem Stress waren sie ausgeliefert usw.? Diese wilden Tiere, die den heutigen Platz des Menschen beanspruchen, sind vornehmlich Bären, die sich ihre Stellung durch Schläue und Brutalität erworben haben – und die Menschen waren z. T. selbst am Untergang ihrer Zivilisation Schuld, da sie tierischer als jedes Tier sich verhielten - soweit der pädagogische Zeigefinger. Die Nahrungskette kann ja auch umgekehrt sich entwickeln, wenn das höhere Wesen, der Mensch, tierische und das niedere, der Bär, menschliche Züge entwickelt.
Die Würze ist unser verinnerlichtes Klischee von der romantischen Vorstellung der Natur, das in Food Chain ironisch demaskiert wie umgedreht wird und zur Bedrohung und Auslöschung unserer Rasse führt.

Die Handlung bekommt zusätzlich durch das unnachahmliche Gleiten, Jagen und fantastische Interagieren in Bewegung und Tanz, Qualität und Raffinesse.
Ein köstlicher, fantasiereicher Abend, der choreografisch ausgereizt war und bewundernswerte Bewegungen zeigte.
Obwohl Gavin Webber aus dem Vorjahr im Festspielhaus St. Pölten mit seinen erfolgreichen Produktionen „Remember Me“ und „Lawn“, bei denen er bereits mit Grayson Millwood zusammenarbeitete, bekannt ist, blieb ein größerer Andrang seitens des Publikums leider aus.

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