Views in Process: Doris Stelzer. Rez.: E. Riebler

Eva Riebler
EXTREMPOSITIONEN

 

 
VIEWS IN PROCESS
Doris Stelzer
Festspielhaus St. Pölten, Bühne
26.05.10, 19.30 Uhr
Choreografie/Konzept: Doris Stelzer
Performance/Choreografie: Josep Caballero Garcia, Ondřej Vidlář
Künstlerische Mitarbeit: Lieve De Pourcq
Sound: Mariella Greil, Werner Möbius
Licht: Tom Barcal, Henning Eggers
Fotografie: Bettina Frenzel
Produktionsassistenz: Lisa Böttcher, Stefanie Fischer.

 

IN – OUT
Elio Gervasi
Uraufführung

Zwei einsame Männer (Ondrej Vidlar aus der Tschechischen Republik und Josep Caballero Garcia aus Barcelona) auf der leeren Bühne, teils freundlich starrend, den Oberkörper entblößend, den Bauch einziehend, anspannend oder vor wölbend, ruhig stehend oder sich auf und ab bewegend. Spätestens nach 10 Minuten fühlt sich der Zuseher als Beobachter und wird seinen eigenen Einstellungen und Gedankenmustern gegenüber sensibilisiert und misstrauisch. „Was nehme ich wahr und wie nehme ich es auf? Welche Körperausschnitte gefallen mir und welche kommen meiner Erwartungshaltung nicht entgegen? Zeugt diese Position von einem typischen Poussieren als Model oder ist sie noch natürlich?“

Die Sinne werden geschärft und soziale Konstruktionen hinterfragt.

Somit ist das heurige Tanz-Festival-Motto „Extrempositionen“, Tanz als Spiegel unserer pluralistischen und heterogenen Gesellschaft bestens erfüllt.

 

Der zweite Teil wurde von Elio Gervasi choreographiert und mit IN – OUT betitelt und brachte drei Tänzer auf die Bühne: Kenia Bernal Gonzalez, Salvatore La Ferla und Leonie Wahl.

In und OUT zeigt die Möglichkeiten der Durchdringung und Berührung der Körper, die menschliche Fähigkeit des aufeinander Eingehens und gemeinsamen Bewegens. Das höchste Ziel ist die kontinuierliche gemeinsame Bewegung, die keinen Stilbruch kennt und Vertrauen sowie innere und äußere Harmonie entstehen lässt. Die ständige Wiederholung der Bewegungsabläufe zeugt von der Wiederkehr des alltäglich Gleichen. Die stete körperliche Berührung von der Notwendigkeit der sozialen Kontaktaufnahme und steht somit im Gegensatz zu den zwei Männern der ersten Performance, die sich nie berührten und zu seelenlosen, klischeehaften Stereotypen mutierten.

Der Gegensatz beider Vorstellungen könnte nicht größer sein. Der Beweis für die „Extrempositionen“, für künstlerische Diversität und polyästhetische Verwirklichung ist wiederum bestens erfüllt.

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