GISELLE Festspielhaus St.P. 25.2.23
FESTSPIELHAUS ST:PÖLTEN 25 2.2023
ENGLISH NATIONAL BALLET: AKRAM KHAN
GISELLE
Narratives Tanztheater zwischen Spitzen-Tanz und zeitgenössischem.
Akram Khan reizte es das klassische Ballettstück Giselle in die Jetztzeit zu stellen. Die romantische Liebe aus dem Stück von 1841 hat keinen Platz. Genauso wenig wie die Großgrundbesitzer. Sie werden umfunktioniert zu visuell prächtigen Fabriksbesitzer, die jedoch genauso in das Leben der Armen, in diesem Fall der Fabriksarbeiter, eingreifen. Giselle ist kein armes Dorfmädchen, sondern wie die Frauen rund um Akram Khan eine starke, unbeugsame, selbstbewusste Frau.
Akram Khan war vom Fabrikseinsturz 2013 in Bangladesch beeinflusst und die Geister des Untergrundes, die Wilis, sind einige der 1100 dort zu Tode gekommenen Frauen.
Einfließen lassen wollte er auch die Fluchtbewegung 2015 ins UK, in der das Land seiner Meinung nach nicht glorreich verhalten hatte. So gestaltete er aus einem Ballettklassiker ein zeitgenössisches Stück mit spirituellen, zarten Momenten. Er verband kongenial den klassischen Spitzentanz mit dem indischen vorwärtsschreiten des Kathak-Tanzes.
Akram Khan wollte, wie er sagt, die Perfektion erreichen, im Bewusstsein, dass Du sie nicht erreichen kannst – aber du willst es! Und dies ist ihm mit diesem Stück gelungen!
Der Spitzentanz wie auch die feinen narrativen Elemente, die ausdrucksstarken Bewegungen der Arme und Hände hat er mit den Tänzern und Tänzerinnen dermaßen hochkarätig gestaltet, dass es einfach atemberaubend ist, zu zusehen und zuzuhören!
Ein äußerst professionelles, durchdringendes Konzept, das dank der z. t. authentischen Musik, der Kostüme wie zurückhaltenden Beleuchtung und der Meisterleistung der Ballettkompanie ehrfurchtsgebietende Atmosphäre und Kraft verstrahlt!
Größte Gratulation!