Bühne

Emanuel Gat 18.10.24

Eva Rielber

FESTSPIELHAUS 18.10.24

EMANUEL GAT

freedom Sonata/Tanz

Klaviersonate Nr. 32 v Beethoven und Musik vom Album Life of Pablo von Kanaye West

 

Der israelische Choreograf Emanuel Gat feiert sein 30. Jubiläum und setzte sich mit der klaren Struktur einer Sonate und der Freiheit auseinander. Zwei Gegensätze, die er erweiterte mit den Gegensätzen Schwarz und Weiß. Nicht nur die beiden Musiker sind Schwarze (Kanaye West) oder Weiße, sondern auch seine Kostüme, seine Lichteffekte und den Untergrund der Bühne gestaltete er in diesem Gegensatz. Die lichtdurchfluteten weißen Kleider und Hemden wechselten Stück für Stück über zu einer schwarzen Garderobe, und brauchten daher einen weißen Untergrund. Die analoge Beleuchtung wurde zum grenzüberschreitenden Element und kontrastierte die Choreografie. Die 10 TänzerInnen blieben stets im Kontakt, vor allem der Blickkontakt bekam eine intensive Bedeutung. Die gegenseitige Beachtung lud die Atmosphäre mit Wohlwollen, Sorgsamkeit und Achtsamkeit auf. So konnte auch das Prinzip des Öffnens der Armen und Anfüllen der optischen Lücke mit einem Tanzpartner aufgehen. Ein Ineinander, das beim sich wieder Entknäueln eine ganz andere Dichte spürbar macht, entsteht.

Die Tänzer wie die Zuseher ziehen mit und lassen sich auf Innovation ein.

Musik ist Sprache. Bewegung führt zum frei gestalteten Ausdruck und zeugt von Gruppenverhalten und/oder freiem ungebunden sein. Der Gegensatz zwischen negativer oder positiver Autorität wird augenfällig und spielt neben der Ästhetik der Tanzenden und der Choreografie eine diskursive Rolle.

Ein gelungenes großes, breit gefächertes Werk!

 

PAT METHENY

Eva Riebler

 

Festspielhaus St. Pölten  9.10.2024

PAT METHENY

Dream Box/MoonDial Touer

Zu Beginn des Solokonzertes fängt er mit äußerst sparsamen Akkorden aus der Dream Box die Aufmerksamkeit und Konzentration des Publikums ein. Der Zuschauer hat keine Ursache der Beschaulichkeit ausgiebig zu frönen.

Konzentriert und kreativ zeigt er Gitarrensound von Jazz bis Latin auf seinem 42 gespannten Saiten-Instrument, betitelt Picasso,  oder auf der dunkel klingenden Bariton Gitarre. Er ist DER Meister des revolutionierten Gitarresounds und war im Alter von 15 Jahren der jüngste Lehrer an der University of Miami und des Bostoner Berklee College of Music.

 

Ganz spektakulär war sein Orchestiron mit Schlagzeug und viel Blech.

Eine Freude seine Fingerfertigkeit zu sehen und seine neuen Werke der MoonDial Tour auf der Bariton Gitarre mit einer Linda Manzer Nylon String Bespannung zu lauschen!

Standing Ovations natürlich!

 

 

 

 

 

GARTEN der lÜSTE

Eva Riebler

Festspielhaus St. Pölten mit Tangent St. Pölten 27.9.2024

PHILIPPE QUESNE: VIVARIUM STUDIO

Der Garten der Lüste

 

Inspiriert von Hieronymus Boschs Bild: Der Garten der Lüste findet Quesne eine Zeit dazwischen, eine Zeit zw. Mittelalter und Renaissance, eine Epoche der Übergänge interessant und nimmt sie als Ausgangspunkt für seine Gedanken und plastischen Handlungsabläufe.

Die Welt ist nicht was sie scheint. Quesne lässt die Ungestalten und furchtbaren Monster auf Boschs Triptychon gottseidank weg, denn die würden seine Intentionen nur durch Grauen verfälschen.

Es geht ihm um nichts weniger als den Kern des Menschseins.

Zu Beginn führt er mit äußerst sparsamer Handlung ein in die Thematik des Sinns, des Sinns auf Erden. Dadurch gönnt sich der Zuschauer ein Stück Beschaulichkeit, aus dem er dann ruhiger der Gestik und Sprache, der Bewegung einzelner Schauspieler beiwohnt. Lyrik und Texte von Shakespeare bis Alighieri, Kompositionen von Purcell und Orbison zelebriert auf der Bühne und zahlreiche One-Minute-Skulptures a` la Erwin Wurm gehen ineinander und bereichern sich gegenseitig!

Eine wunderbare Musik, eine grandiose Falsett-Stimme und stets variierende musikalische Begleitung beleben und erhalten die etwas mystische Stimmung. Jeder Schauspieler ist ein Individuum, verwirklicht seine Ideen und trägt bei zur Welt der Imagination!

Ein großes, spannendes Bild des friedlichen Zusammenseins!

Am Ende der Zusammenarbeit mit der TANGENTE ein noch interessanteres Bühnenwerk als zu Beginn im Mai!

Gratulation! Großartig!

 

 

 

DER KLEINE EISBÄR KINDERTHEATER BiH 26.9.24

Eva Riebler

BIH und Landestheater NÖ 26.9.24

DER KLENE EISBÄR

Von Hans Beer

Fassung Raoul Biltgen

Inszenierung Aguilera

 

Was tut ein Flamingo als Zwischennummer und aufgeregter Vogel in der Geschichte des kleinen Eisbären Lars und wo ist der Papageientauer Jury? Soll der ersetzt werden durch die kurze Nummer des Papagei Pedro? Warum kommen die zwei kleinen süßen Eisbären aus der Kapitänskajüte nicht vor, sondern nur der Hund Nanuk? Mit diesen geretteten Eisbärkindern hätte Lars über den Winter das Schwimmen geübt – so steht es im Bilderbuch. Und kleine Kinder wollen, dass die Geschichten so statt finden, wie sie die Handlung kennen Da sind sie ganz genau!

Und so beginnt zwar die Handlung damit, dass der kleine Eisbär nicht schwimmen kann und daher von seiner abgetriebenen Eisscholle nicht mehr alleine nach Hause findet, jedoch ist der Fortgang der Handlung dann ein andere, die sehr viele Längen hat.

Auch die Lieder können nicht überzeugen, da außer Sven Kaschte keiner eine gute, ausgebildete Stimme besitzt.

Die Fassung von Raoul Biltgen ist ziemlich gedehnt und leer, von mitreißend oder spannend keine Spur.

 

FESTWOCHEN  GRAFENEGG    4.9.2024

Eva Riebler

 

Wiener Philharmoniker mit Christian Thielemann

 

Bereits die Einführung von Heinz Sichrovsky in der Reitschule war ein Pflichttermin. So wunderbar gespickt mit persönlichen und interessanten Details im Eilzugstempo vom Pult gespult ist schon ein vergnüglicher Einstieg.

ROBERT SCHUHMANN Symphonie Nr. 1 – Frühlingssymphonie

Schuhmann tat sich schwer eine gute Symphonie im Schatten des großen Beethovens, ohne diesen nachzuahmen, zu schreiben. 1841 schuf er die 1. Und seine später 4. Genannte Symphonie, obwohl seine Beschäftigung mit dieser Gattung schon hinter ihm lag. Und diese, in nur vier Tagen im Jänner 1841 konzipierte 1. Symphonie, erklang mit Fanfaren im Hauptthema, als würde der Frühling begrüßt. Die Übergabe des Leitthemas von den Hörnern und Trompeten an das Orchester und vor allem der sich ausbreitende Frohsinn sprangen ins Publikum. Eine unglaubliche Freude und ein breit gefächerter Genuss!

 

ANTON BRUCKNER Symphonie Nr. 1, Wiener Fassung 1890/91

Entstanden ist dieses Werk bereits 1865/66, nicht als Wagnis, sondern vorsätzlich aus Berufung und Überzeugung, nachdem er vom Linzer Kritiker Mayfeld bereits Vorschuss-Lorbeeren erhalten hatte. Die Wiener Fassung zeugt nicht vom jugendlichen Übermut seiner Frühzeit 1865/66, sondern ist eine großangelegte Verklärung; begradigt, also weniger kontrastreich und doch konturiert. Trotzdem kühn und spannen angelegt und vor allem dirigiert und gespielt. Die Musiker gaben ununterbrochen ihr Bestes und  es war eine Freude, diese zu beobachten.

Der Dirigent Christian Thielemann arbeitete ohne Noten, dafür mit gesamtem Körpereinsatz und ließ keinen Instrumentalisten unbeobachtet. Die feinsten Tremolos zeigt er mit den kleinen Fingern  und die größeren mit dem Dirigentenstab.

Wegschauen ist nicht nur für die Instrumentalisten sondern auch für das Publikum gar nicht möglich. Einfach hinreißend und spannend!

Er ist Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker. Die gute Zusammenarbeit ist offensichtlich. 2024 und 2025 ist er der Nachfolger von Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden.