In Liebe fallen: Marianne Strauhs. Rez.: Alois Eder

Alois Eder
EIN TREND IM DRAMATISCHEN HANDWERK?

 
IN LIEBE FALLEN
Marianne Strauhs
Gewinnerstück des DramatikerInnenwettbewerbs 2007
Landestheater NÖ,
Theaterwerkstatt
Premiere 23. 02. 2008
Regie: Karoline Exner
Bühne: Martina Berger
Kostüme: Christine Zauchinger
Dramaturgie: Philipp Scholze
Mit: Julia Schranz, Philipp Brammer, Thomas Richter

Die Gewinnerin des vom Landestheater Niederösterreich ausgeschriebenen DramatikerInnen-Wettbewerbes 2007 für österreichische oder in Österreich lebende Autorinnen und Autoren signalisiert mit dem uraufgeführten Werk offenbar, wohin die dramatische Kunst hierzulande derzeit unterwegs ist. Ein Trend ist offenbar die Kürze: Mit ihrem Stück "In Liebe fallen" hat die 25jährige gebürtige St. Pöltnerin Marianne Strauhs den Zeitrahmen von 90 Minuten nur zu zwei Drittel ausgenützt, aber das wird auch mit der Beschränkung auf drei Darsteller zusammenhängen: die möglichen Konstellationen sind da bald ausgereizt, auch wenn die drei ihr Möglichstes getan haben, um dem Text Leben einzuhauchen.

Die Handlung: Zwei Menschen treffen sich beim Arzt (Philipp Brammer): Ruth, 27 (Julia Schranz), sucht Arbeit und findet nur unbezahlte Praktika. Mischa, ebenfalls in ihrem Alter, hat eine Doktorarbeit geschrieben und macht nebenbei Musik (Thomas Richter). Beide brauchen Geld und lassen sich auf eine gefährliche Operation ein, bei der Teile ihres ungenutzten Gehirns entnommen werden sollen.

Verrät man zuviel, wenn man andeutet, dass die Sache nur letal ausgehen kann? Allzuviel medizinisches Know-how hat die Siegerin über 69 KonkurrentInnen allerdings nicht investiert. Der auftretende Arzt ist da eher die Personifizierung des Zwangs zur Selbstausbeutung, dem junge Menschen leicht erliegen, symbolisiert allein schon durch das fortwährende Wir, durch das der Mediziner mit seiner Machtposition protzt.

Während damit also ein sehr aktuelles Thema angesprochen wird, entbehrt der Text ansonsten des künstlerischen Umgangs mit der Sprache. Dass sich die beiden Probanden ineinander verlieben oder mit einander dem Haschisch frönen, geht über den heutigen Soap-Stil nicht hinaus, wenn nicht überhaupt eine besonders trockene Variante beabsichtigt ist, eventuell als Folge der vorgenommenen Eingriffe. Aber wenn im ersten Drittel noch Monologe versuchen das Interesse für die Personen zu wecken, verläuft der Dialog gegen das Ende zu so knapp und trocken, dass auch die Regie kaum ein Mittel gegen diese Abflachung aufbringen kann, am ehesten noch das Bühnenbild mit den sich hebenden und senkenden Treppchen, die zugleich Krankenbetten und Särge andeuten, auch wenn der futuristische Mechanismus mehr ächzt und stöhnt als die beiden Probanden, wenn sie langsam dem Tod entgegengehen. Wie sie sich dabei nochmals an den Arzt wenden und er sie, statt ihnen Kaffee zu servieren ein- (oder aus-?) -sperrt, lässt dann jede logische Weiterentwicklung des Plots vermissen, und irgendwie versickert damit auch die Aktualität des Beginns. Die sich hier im Grunde anbietende Ausweitung des Themas in eine wie immer geartete Öffentlichkeit verbietet sich natürlich bei der Beschränkung auf die drei Rollen ebenfalls...

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