Verena Dolovai: Dorf ohne Franz
Verena Dolovai:
Dorf ohne Franz
Roman
Septime Verlag, Wien
164 Seiten, 2024
ISBN 978-3-991200352
Beklemmendes Landleben. Verena Dolovai wurde 1975 in Gmunden geboren, studierte Jus ebenso wie Translationswissenschaft. Im Wiener Septime Verlag erschien ihr Roman »Dorf ohne Franz«. Das Buch führt uns in ein ländliches Umfeld, in dem die Erzählerin Maria in den 1960er-Jahren mit ihren Brüdern Josef und Franz aufwuchs. Die Fabel reicht dabei bis in die heutige Zeit. Die Protagonisten, allen voran der Eltern, der Geschwister und des Ehepartners, sind so präzise charakterisiert, dass die Personen und das Ambiente deutlich fühlbar werden. Die Welt im Dorf ist sehr klein und beklemmend und wirkt absolut authentisch. Freunde und Ehepartner kennen einander seit der Kindheit und sind vielfältig miteinander verwandt.
In der von Männern dominierten Gesellschaft fließt viel Alkohol, und die Gefühle gegenüber Ehefrauen und Kindern bleiben zumeist auf Sparflamme. Maria empfindet ihr Dasein in diesem Umfeld als minderwert. Dennoch fügt sie sich in die dörfliche und meist gefühltskalte Welt ein, sie »packt stets an«, zieht ihre Tochter groß, mit der sie die einzige befriedigende Bindung erlebt, erduldet ihren versoffenen und untreuen Ehemann und pflegt, neben all der Arbeit im Haushalt, am elterlichen Hof und im Gasthaus des Schwagers, die demente Mutter und den Schwiegervater bis zu deren Tod.
Maria sieht sich nicht in der Lage etwas zu verändern, und natürlich ist sie mit dieser Situation alles andere als glücklich. So schwingt auch etwas Neid mit, wenn sie ihre Jugendfreundin ebenso wie den jüngeren Bruder Franz beobachtet, denen es tatsächlich gelang, aus diesem Milieu auszubrechen, in die Großstadt zu ziehen oder sogar die Welt zu bereisen. Maria schluckt vieles hinunter, und ihr Leben wird immer unerträglicher; die Liebe zu ihrer Tochter und die Kirche sind ihr einziger, aber keinesfalls ausreichender Trost. Die geschilderten Ereignisse führen schließlich zu einem überraschenden Finale. jedenfalls ergibt dies von der ersten bis zur letzten Seite einen starken Sog.