Die Berühmten: Thomas Bernhard. Rez.: Eva Riebler
Eva Riebler
FESTWOCHEN GMUNDEN 07
vom 13.07.07 bis 14.09.07 an verschiedenen Veranstaltungsorten
siehe www.festwochen-gmunden.at
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WALTER SCHMIDINGER
DIE BERÜHMTEN: THOMAS BERNHARD
Lesung
31.7.07, 20 Uhr
Wohnhaus Thomas Bernhard, Ohlsdorf
Dass bei den heurigen Festwochen Gmunden Thomas Bernhard ein Thema ist, ist ja nicht neu, dass jedoch „Die Berühmten“ gelesen werden, allerdings. Naturgemäß (um in der Diktion Th. B. zu sein) wurden Auszüge aus den bekanntesten Werken bereits in den ersten Jahren gelesen. Am 15.7. las Julia Gschnitzer aus Salzburg Die Erfundene, Die Mütze und Viktor Halbnarr und am 21.7. trug Stefan Hunstein Textverbindungen und Bezüge zwischen Th. B. und dem Ungarn Imre Kertész vor.
Aus dem Literatur-Symposium wurde heuer ein Fest für Peter Handke (2. – 5.8.07). Anklänge an Ein Fest für Boris von Th. B. im Rahmen der Salzburger Festspiele dürften sich nicht ergeben, sind doch kritische Stimmen wie Wendelin Schmidt-Dengler, Alfred Kolleritsch, Adolf Haslinger, Andreas Bernard, Thomas Meinecke, Hans Höller u.v.m. im Rahmen von Filmvorführungen, Vorträgen oder Podiumsdiskussionen zu hören.
Im Hause Th. Bernhards in Obernathal war der Geist des kritischen Autors spürbarer wie anderswo. Mit Kopfnicken goutiert man heute die Persiflage gegen den Kulturbetrieb und kann sich doch vorstellen, dass in den 60ern eine Aufführung Der Berühmten sowie des Festes für Boris nicht denkbar war. Wird doch mit Spott und Hohn erster Klasse die Ruhmsucht und perfide Geltungssucht der Schauspieler, Sänger und sonstiger Komparsen anhand des Gastmahles des Bassisten, anlässlich seiner Feier seiner 200. Gesangdarbietung des Ochs auf Lerchenau im Rosenkavalier von Richard Strauß, vor Augen geführt. Die Qualität der gesungenen oder gespielten Noten der Sänger und Musiker haben meist nichts zu tun mit den Banknoten. Die Theater und Festspielhäuser sind Banken - Notenbanken natürlich. Die gekonnten Tiraden gegen den verkommenen Kunstbetrieb und dessen Totengräbern, den Politikern nehmen ihren Lauf: Die Kunst kommt vom Fließband. Zwischen Bayreuth und Salzburg wird alles kaputt gemacht. Je größer das Talent, desto idealer seine Vernichtung. Disziplin ist ein Fremdwort! … Jeder hat seine Verkrüppelung, der Künstler gibt sie nicht zu, er schlägt Kapital daraus! Ohne Verkrüppelung keine Kunst! Was ist der Staat ohne Kunst? Dreck! Der Staat existiert, aber er lebt nur durch seine Künstler! Usw. – man könnte noch eine weitere Stunde der anschaulichen Textdarbietung des Linzer Theater- und Film-Schauspielers Walter Schmidinger zuhören und dem Wahrheitsgehalt des Zitates von Novalis nachsinnen: „ Nur ein Künstler kann die Wahrheit erraten.“