Die Präsidentinnen: Werner Schwab. Rez.: Eva Riebler
Eva Riebler
ILLUSIONEN
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DIE PRÄSIDENTINNEN
Werner Schwab
Landestheater Niederösterreich
Premiere: 18. 10. 2007
Regie: Dora Schneider
Dramaturgie: Rupert Klima
Mit Cornelia Köndgen, Brigitte Neumeister, Dolores Schmidinger
Jede spricht ihre eigene Sprache und denkt sich in ihr eigenes Glück.
Das könnte das Motto der drei Hauptfiguren in Werner Schwabs Theaterstück aus dem Jahre 1990 sein. Dieses war damals seine erste Inszenierung, die ihm wohl posthum all die Preise einbringen sollte, für die er ab den Achzigerjahren so erfolglos einreichte. Werner Schwab war stets ein Rebell, der Rebell seiner selbst. So passt die Aussage Uwe Schweikerts auf ihn wie auf seine drei Figuren des Drei-Personenstückes gleichermaßen: „Jeder Verrückte – und jeder von uns besitzt seine eigene Verrücktheit, so, wie Mensch sein notwendig verrückt sein heißt-: Jeder Verrückte ist der Rebell seiner selbst, der erste und einzige Revolutionär seiner individuellen, permanenten … Revolution.“
Werner Schwab wurde mit seinen Theaterstücken 1993 kurz vor seinem Tod zu Recht als großer Star an 50 Bühnen gefeiert, spürt man doch wie unverblümt und unmittelbar er die Probleme des Lebens auf die Bühne bringt. Er hat wohl die starke Sprache und Personen- sowie Milieucharakterisierung für seine drei Präsidentinnen aus dem wahren Leben, aus seiner Kindheit in Graz geschöpft, als seine Mutter die Stelle einer Hausbesorgerin innehatte, um sich und ihren Sohn durchzubringen.
Der Inhalt des Werkes ist so kurz nach dem Papstbesuche in Niederösterreich besonders aktuell, beginnt es doch während der Übertragung einer Papstmesse im TV. Die drei weiblichen Charaktere philosophieren über Gott und die Welt, wobei bereits die individuelle Position im Denk- und Lebensgefüge hervorgeht. Wer täglich mit bloßen Händen Toiletten putzt wie Mariedl (Cornelia Köndgen) darf auch andere Vorstellungen vom Inbegriff des persönlichen Lebenszieles haben. Ihre Charakterzeichnung hätte nicht besser sein können. Genauso treffend stellte Dolores Schmidinger die ein wenig ins Alter gekommene, sexbesessene, lüsterne Grete dar und Brigitte Neumeister vollbrachte wahre Wunderleistungen in ihrer Rolle als Erna, die den Fleischhauer Wottila so gerne ehelichen würde. Hervorragend verdichten sich die Sprache und die Mimenkunst im fortlaufenden Geschehen. Wie die schauspielerische Leistung sind die einfache Kostümierung durch Aleksandra Kica und die treffende Gestaltung des Bühnenraumes mit den von Werner Schwab so ungeliebten Preziosen der Heiligen- und Marienverehrung (Christian Weißenberg) zu beklatschen. Unter der Regie von Dora Schneider und der Dramaturgie von Rupert Klima entstand ein eindrucksvolles Bühnenwerk, das der Intention des Autors sicherlich in höchstem Maße entspricht.