Fragments: Samuel Beckett. Rez.: Anja Eder
Anja Eder
BERÜHRENDES GASTSPIEL
FRAGMENTS
Samuel Beckett
Gastspiel einer Produktion des C.I.C.T/Theatre des Bouffes du Nord,
Paris und Millbrook Production Ltd.
in Koproduktion mit dem Young Vic Theatre, London am
Landestheater NÖ St.Pölten
Österreich-Premiere: 28.11.07
Regie: Peter Brook
Mit: Jos Houben, Kathryn Hunter, Marcello Magni
Peter Brook trifft auf Samuel Beckett und beweist in seiner Inszenierung der fünf Fragmente wieder einmal, dass Theater tatsächlich ohne großen Pomp auskommen kann, bzw. sogar muss, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Die Situation, die durch Schauspieler und das fesselnde Wort hergestellt wird.
Der Abend beginnt mit Rough for Theatre I (Bruchstücke I) und zwei Krüppeln auf leerer Bühne, A und B. Der eine, A, ist blind und kratzt auf seiner Geige, während der andere, B, gelähmt ist, in einer Art Rollstuhl sitzt und sich mit Hilfe eines Stocks vorwärts bewegt. Jos Houben spielt B in grotesk-komischer Überschwänglichkeit und Marcello Magni überzeugt als blinder A mit seinen leicht nach innen gedrehten, wässrigen Augen. Zwei Krüppel, die sich überlegen, ob sie nicht füreinander geschaffen wären. Unter all der Komik blitzt hier immer wieder der schwarze Humor Becketts auf.
Im zweiten Fragment, Rockaby, schaukelt Kathryn Hunter auf einem Stuhl sehnsuchtsvoll dem Tod entgegen. Ihr Monolog in sprachlich hypnotischer Wiederholung handelt von der Auseinandersetzung mit Einsamkeit und der Vorbereitung auf den Tod.
Act without words II ist ein absurdes Drama ohne Worte über zwei Männer, die in Säcken leben und routinemäßig ihr Tagesritual abspulen. Marcello Magni wird als erster von einem weißen, langen Stock, der sich wie ein himmlisches Mahnen auf die Bühne senkt, geweckt und geht in stummfilmhafter Komik als Griesgram durch den Tag, während Jos Houben, der als zweiter geweckt wird, den gutgelaunten Strahlemann mimt.
Die drei Schauspieler beenden den Abend mit Come and Go, bei dem drei alte Damen zusammen auf einer Bank sitzen. Jedes Mal, wenn eine von ihnen die Bank verlässt, teilen die verbliebenen beiden ein schreckliches Geheimnis über sie. Auch hier die Komik der Routine.
Zum Schluss aber halten sie sich in einer trotzig wirkenden Pose an den Händen.
Ein insgesamt ergreifender, berührender Abend, in dem sich sämtliche Theatertheorien Brooks bestätigt finden.