11. Philosophicum Lech: 2. Tag, Martin Seel - Part 7

2. Tag

 
Martin Seel

Martin Seel erläutert in seiner Rede „Ist eine säkulare Gesellschaft denkbar?“ zunächst die Säkularisierung. Seel unterscheidet die säkulare Gesellschaft vom säkularen Staat, der jede Religion bzw. jegliche Religiosität ausschließt. Die säkulare Gesellschaft wäre in diesem Sinne eine individuelle und kollektive Lebensführung, in der der Mensch das Maß aller Dinge sei.

Seel lässt sich auf ein Gedankenexperiment ein, ob eine Gesellschaft, in der religiöse Empfindungen, Überzeugungen, Riten und Organisationen keine Rolle mehr spielen, nicht nur bestehen, sondern vergleichsweise genauso gut und stabil wie unsere jetzige funktionieren könnte.

Nach reiflicher Analyse über die Konsequenzen eines Wegfalls von religiöser Praxis, den Seel als gravierenden Verlust geschichtlicher, kultureller, moralischer und politischer Aspekte, ja sogar als einzige Quelle des Weltvertrauens beschreibt, zieht er die Schlüsse und beantwortet seine Frage mit „Ja“.

Seels Bild einer säkularen Gesellschaft schließt Reemtsmas Frage nach einem gegenseitigen religiösen Respekt logischerweise aus. Auf die Podiumsfrage, ob Seel denke, dass die jetzige Gesellschaft sich auch zu dieser ihm beschriebenen säkularen Gesellschaft hin entwickeln könnte, antwortet er allerdings mit „Nein“.

 

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