11. Philosophicum Lech: 2. Tag, Peter Strasser - Part 6
2. Tag
Peter Strasser
In seinem Vortrag „Eine Art religiöser Haltung“ fährt Peter Strasser mit Goethes Faust fort. Er spricht über Faust als keinen Ungläubigen. Zweifel leben in ihm, weil sie zu den Ursituationen des Menschen gehören. Fausts Haltung sei keine religiöse Haltung, aber eine Art religiöse Haltung. Gretchens Frage kommt einer Demaskierung gleich. Die guten Antworten, wie „ja“ und „nein“ sind jedoch philosophisch nicht möglich. Deshalb ist Fausts Antwort die Beste, so Strasser.
Strasser transponiert weiters diese Art Religiosität in die Welt der Philosophie und zitiert zunächst zwei überzeugte Atheisten – Richard Dawkins und Thomas Nagel - letzterem bereitet das Wissen um intelligente und gebildete Menschen, die gläubig sind, Unbehagen. In den weiteren Ausführungen über den Philosophen wie John Searle verdeutlicht Strasser in welcher Diskrepanz sich die Philosophie zur Biologie befindet. Die Frage, ob unser Bewusstsein nichts anderes ist als eine illusionäre Vorspiegelung unser selbst, bleibt offen. „Die Suche nach der objektiven Wahrheit steht in eigentümlicher Spannung zur Evolutionslehre […]“, so Strasser.
Zur Folge rät Strasser, dass die Philosophie sich nicht auf den biologischen Naturalismus fixieren lassen sollte, schließlich führe die Evolution des Geistes zu Konzepten, die trans-evolutinär sind. Dasselbe was für die Wahrheit gelte, gelte auch für die Moral. Strasser möchte eine Welt in der die Gene ausschließlich für unser soziales Verhalten verantwortlich wären, ausschließen - „Um zu einer annehmbaren menschlichen Ethik zu gelangen, müssen wir die evolutionäre Fixierung transzendieren.“, denn das Gleichheitsprinzip im Sozialstaat, inklusive der Menschenrechte, würden evolutionstheoretisch sonst keinen Sinn ergeben.
Strasser folgert die Religion an sich wäre ein nützliches Gehirnprogramm zur Erreichung der evolutionären Transzendenz. Für Strasser bedeutet das, dass das Philosophieren, eine Art religiöse Haltung ist.