14. Philosophicum Lech - 3. Tag: Heinz Bude. Rez.: Eva Riebler
Eva Riebler
VOM FREUNDLICHEN STAAT
DIE METAMORPHOSE DES STAATSGLAUBENS NACH 1945.
Univ. Prof. Dr. Heinz Bude
25.09.2010, 15.30 Uhr
Neue Kirche, Lech am Arlberg
Nach 25 Jahren des Neoliberalismus ist das Vertrauen in den Staat, auch auf Grund der Finanzkrise, abhanden gekommen und man ist auf der Suche nach einem neuen Regulativ.
Es bieten sich 5 Gebilde an:
1. Der notwendige Staat: Dieser ist laut Ludwig Erhard als historisches Regulationsgefüge und nicht als überhistorischer Ordnungsstifter notwendig. Leistung wird positiv, vor allem für den Wiederaufbau nach 45 gesehen.
2. Der erweiterte Staat: Die Gesellschaft ist treibende Kraft und wird bewegt durch Anrechte von der Wiege bis zur Bahre.
3. Der gefräßige Staat: Die Staatsaufgaben scheinen nicht mehr finanzierbar zu sein und die Entfremdung für den Einzelnen im Sinne einer Beraubung seiner Handlungsfähigkeit etabliert sich, obwohl ihm Handlungsfähigkeit versprochen wird. Zu viel Vorsorge im Sozialstaat führt zu „erlernter Hilflosigkeit“.
4. Der launige Staat: Als Reaktion auf den Gefräßigen Staat von Ronald Reagan und Margret Thatcher entwickelt. Das Wohlfahrtsangebot wird reduziert und die Kontrolle im Sinne einer Gouvernante erhöht, d. h. es wird vom „sorgenden“ auf den „gewährleistenden“ Wohlfahrtsstaat umgestellt. Wer als Betroffener in den Genuss von Privilegien kommen soll, variiert und ist nicht zu standardisieren oder professionell zu definieren.
5. Der freundliche Staat: Der Jetztzeit entsprechen und dieser angepasst wird der Staat zum Ratgeber und Anstoßgeber, da er die weiter reichende und übergeordnete Perspektive zum Wohle des Einzelnen verfolgt. Der Staat zielt auf zwanglosen Zwang zum Besten der Allgemeinheit und nicht zum Vorteil des Einzelnen hin.
LitGes, September 2010