Philosophie

11. Philosophicum Lech: Auftakt, Podiumsdiskussion - Part 2

1. Tag - Auftakt 11. Philosophicum Lech

 
Podiumsdiskussion

Eine feurige Podiumsdiskussion über die Säkularisation und den Islam leitete das Symposium, wie die Glocken zur Messe, ein.

Podiumsdiskussion mit: Michael Fleischhacker, Gotthold Hasenhüttl, Walter Homolka, Aiman Mazyek und Paul Michael Zulehner.

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Der Theologe Paul Michael Zulehner sprach von der Säkularisierung und ihrer Modernität. In den Megacitys wachse die Sozioreligiosität auf Kosten der kirchlichen Spiritualität. Das Ergebnis seien vier bunte, polarisierte Felder: die traditionelle Kirche, ein wachsender Atheismus, ein breites Feld der Spiritualität von Buddhismus bis zur Esoterik sowie ein politisiertes und funktionalisiertes Christentum.

Der Generalsekretär der Vollversammlung des Zentralrates der Muslime in Deutschland Aiman A. Mazyek bekundete die rasante Entwicklung des Islam inmitten Europa in Form des Euro-Islam.

Der 2006 wegen eines Verstoßes gegen die liturgische Ordnung suspendierte katholische Priester und Kirchenkritiker Gotthold Hasenhüttl warnte jedoch: „Die Angst vor dem Islam muss man ernst nehmen!“ Er erinnere an die Würde des Menschen, doch die Religion taste an dieser. Man sehe das am Beispiel der Scheidungsrichterin in Deutschland, die sich weigerte eine Muslime zu scheiden, obwohl sie von ihrem Ehemann geschlagen wurde, da dies in ihrer Religion befürwortet wird. Man müsse Religionen zurechtweisen, so Hasenhüttl.

Heftiger Einwand von Mazyek: „Die Richterin soll richten und nicht den Koran auslegen!“ Die Presse schüre die Angst gegen den Islam. Er habe auch Angst. Angst davor, dass diese Angst auf ihn projiziert werde und er an den Pranger gestellt werde. Mazyek verlangt Fairness gegenüber den Muslimen.

Michael Fleischhacker, Chefredakteur der Presse bringt die Rolle des „Doppelopfers“ ins Gespräch. Zulehner meldet sich zu Wort und fragt ob die Gesellschaft sich überhaupt an die Trennung von Leben und Religion gewöhnt hätte. „Ist es nicht die fundamentale Provokation zwischen den Kulturen und den Religionen?“

Der über das Wort Opfer verärgerte Rabbiner Walter Homolka wendet ein, dass man Muslime nur daran ermessen kann, wie sie sich in der Gesellschaft aufführen. Islam ist nicht gleich Islamismus. Die Würde des Menschen sei kaum mehr angelastet worden als von den Religionen, deshalb sei die Trennung von Staat und Religion so wichtig. Außerdem: “Man ersetze das Wort Moslem mit dem Wort Jude, dann wird ihnen anders!“.

“Es ist sicher Rassismus dabei, aber nicht nur.“, erwidert Mazyek. Der Islamismus sei eine Ideologisierung des Islams mit oder ohne Gewalt. Dies entspräche aber nicht seinem Verständnis vom Islam. Der Islam sei sehr modernisiert, alles sei möglich. Selbstmordattentäter seien im Glaubenszweifel, im Übrigen wäre Selbstmord auch im Koran verboten. Dschihad heißt Anstrengung. Selbstmordattentäter pervertierten demnach den Islam zu einer Ideologie und verkürzten somit ihren Dschihad.

Hasenhüttl funkt dazwischen. Es stehe geschrieben „Kämpft gegen die Ungläubigen!“, dies sei keine friedfertige Religion, dies gelte auch für das Judentum und das Christentum.
Mazyek entgegnet: „Die Frage ist, was Menschen daraus machen.“ Darauf zitiert er Koranstellen, die nicht so bekannt sind und das kämpferische Potenzial entkräften.

Auf die Frage Zulehners, ob die Türkei sich auf demokratischem Wege reislamisiert gibt es keine vernünftige Antwort von Seiten der Beteiligten. Fleischhacker spricht von Sprachproblemen, der Moderator bricht die Diskussion abrupt ab.

11. Philosophicum Lech: Auftakt, Podiumsdiskussion - Part 2
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