Franz Reichel
Weltklasse in St. Pölten
Chick Corea Trio
Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
20.11.12, 19.30 Uhr
The Chick Corea Trio:
Klavier: Chick Corea
Kontrabass: Christian McBride
Schlagzeug: Brian Blade
Das Chick Corea Trio fand ein gut besuchtes Festspielhaus vor. Der Leader Chick Corea begrüßte das Publikum und das Programm wurde schlicht als „Work in Progress“ vorgestellt. Das Trio brachte einige bekannte Themen in typischen Chick Corea Arrangements zum Klingen und die einzelnen Solisten spielten sich virtuos die musikalischen Bälle zu. Verglichen mit früheren Besetzungen ist Chick Corea mit seinem Bassisten Christian McBride und dem Drummer Brian Blade ein toller Griff gelungen. Alle drei Musiker beherrschen einen subtilen in allen Schattierungen von pianissimo bis fortissimo reichenden modulierten Sound.
Der Leader plätschert typisch einleitend am Klavier, gibt das Thema vor und es entwickelt sich ein Zwiegespräch zwischen Piano und Bass, in das der Drummer feinfühlig und dezent einsteigt. Diese musikalische Kommunikation swingt dann plötzlich und wird weggetragen von der Dynamik des Rhythmus und der Empathie der Interpreten. Besonders Blade fiel durch sein nuancenreiches und einfühlsames Trommelspiel ebenso wie McBride am Kontrabass durch exzellente Soloeinlagen auf.
Chick Corea, eigentlich Armando Anthony Corea, wurde 1941 in Chelsea/ Massachusetts geboren und gilt als Jazzlegende. Bereits im Alter von vier Jahren lernte er klassische Musik am Klavier zu spielen. Früh entdeckte er den Soul Jazz und fand später zum Fusion Jazz-Rock. Mit seinem zweiten Album Now he sings wurde er 1968 weltbekannt. Im selben Jahr ersetzte er den Klaviervirtuosen Herbie Hancock in Miles Davies Band. 1970 verließ er die Band, veranstaltete viel Solo-Projekte und gründete in den daraufkommenden Jahren viele Gruppen u.a. Return to forever (1971-1978) mit der er das Album Light as a father aufnahm, das Chick Coreas berühmteste Komposition Spain beinhaltet. Im Jahr 2000 nahm er gemeinsam mit dem Londoner Philharmonic Orchestra das Album corea.concerto mit einer dreisätzigen Orchesterfassung von Spain auf. Sein zweites Klavierkonzert The continents wurde im Mozartjahr 2006 mit dem Bayerischen Kammerorchester in der Wiener Staatsoper uraufgeführt.
Brian Blade wurde 1970 in Shreverport/ Louisiana geboren und spielte mit Größen wie den britischen Jazz-Saxophonisten Courtney Pine und den Amerikaner Kenny Garrett, der US-Soul- und Jazzsängerin Norah Jones und dem US-Musiker und Lyriker Bob Dylan oder der britischen Musikerin Marianne Faithfull. 2008 wurde er von den Lesern der Zeitschrift Modern Drummer zum besten zeitgenössischen Jazzschlagzeuger gewählt
Der Jazz-Bassist Christian Lee McBride wurde 1972 in Philadelphia/ Pennsylvania geboren. In seiner Schulzeit spielte er Rhythm an Blues bevor er sich der Jazzmusik zuwandte. Neben vielen Auftritten u.a. mit Bobby Watson, Freddy Hubbard und Ray Brown, seiner Arbeit als Bandleader und Sideman unterrichtet er an der Berklee School of Music Meisterklassen und am Henry Mancini Institute.
Das Trio tourte bereits erfolgreich durch die USA und durch Japan. In St. Pölten gab es zwei Draufgaben, wovon die letzte Spain war, das in einem gediegenen Improvisationsrausch den Abschluss eines erfreulichen Jazzabends bildete. Das Publikum belohnte mit Standing Ovations. Ein Abend im Festspielhaus mit Weltklasseniveau.