Far: Wayne McGregor. Rez.: Eva Riebler
Eva Riebler
Gefühle sind Luxus
FAR
Wayne McGregor
Random dance
Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
19.02.2011, 19.30 Uhr
Konzept, Regie und Choreografie: Wayne McGregor
Musik: Ben Frost
Kostüme: Moritz Junge
Bühne: Random International
Beleuchtung: Lucy Carter
Tanz: Jessica Wright, Paolo Mangiola,
Michael-John Harper, Louis McMiller,
Alexander Whitley, Davide Di Pretoro,
Agnes Lopèz Rio, Daniela Neugebauer,
Catarina Carvalho, Anna Nowak
Österreich-Premiere
Wayne McGregor, der Resident Choreograph of The Royal Ballet Covent Garden, war bereits im Vorjahr mit „Entity“ erfolgreich in St. Pölten.
FAR wurde wiederum koproduziert von Sadler´s Wells, London und Peak Performances, Montclair, USA.
Die bekannte dunkle Bühne bekam dieses Mal eine Metallplattform mit Lichtdesign, betreut von Lucy Carter. Die klug eingesetzten Lichteffekte gaben dem Bühnenbild einen klaren, metallenen Touch, vermehrten jedoch durch das Gegenlicht ein klein wenig die Anstrengung des Beobachtens aus dem Zuschauerraum. Die zehn Tänzer bewegten sich daher teilweise im Schattenbereich, was das Auge mit der Zeit ermüdete, jedoch Schemenhaftes dazu fügte. So klar und passend modern wie die Ausstattung war die Musik, die den Herzschlag stimulierte. Krass und bewusst in der Führung waren die Bewegungen der Tänzer und Tänzerinnen. Die Choreographie zeigte vor allem die Vergeblichkeit positiver menschlicher Beziehungen. Probleme im mitmenschlichen Bereich wurden aufgeworfen, jedoch keinesfalls wie bei klassischen Rahmenhandlungen oder bei Flamenco-Tänzen gelöst. Die Frau lässt sich nicht mehr unterwerfen, ist jedoch der Sicherheit oder diverser Liebesbeziehungen beraubt und kann weder Vertrauen aufbauen noch ausdrücken. Im Tanz wie im alltäglichen Leben zeigt sich das Chaosprinzip. Symmetrie wird angestrebt, aber sofort wieder zerrissen und im raschen Lauf aufgelöst. Um den Herausforderungen des Lebens gerecht zu werden, darf nicht gerastet oder Sinnlichkeit verströmt werden. Zärtlichkeit und fließende Geschmeidigkeit bleiben auf der Strecke und nur in der letzten Szene wird der Tanz, trotz Gleichwertigkeit von Mann und Frau, inniger. Aber zu kurz ist diese Liebesverbindung und der jähe Tod streckt die Tänzerin auf die Bühne.
Vom Inhalt her ein Stück, das wenig Herzenswärme oder lohnendes Vertrauen, sondern eher die mitmenschliche Kälte, Vereinzelung und eine auf sich selbst geworfene Lebensproblematik zeigt und von der Tanzperformance her eine überzeugende, stimmige Präsentation ergibt.
LitGes, Februar 2011