Lovers and other Strangers: Cocoondance. Rez.: E. Riebler
Eva Riebler
VOM FREMDSEIN VON MANN UND FRAU
LOVERS AND OTHER
Cocoondance
Festspielhaus St.
05.03.10,
Koproduktion mit Forum Freies Theater Düsseldorf,
in Kooperation mit dem Theater im Ballsaal, Bonn
Stück und Performance: Viviana Escale, Volkhard Samuel Guist
Choreografie und Regie: Rafaële Giovanola
Regie und Konzept: Rainald Endraß
Ausstattung: Rafaële Giovanola, Rainald Endraß
Lichtgestaltung: Marc Brodeur
Auftragskomposition: Jörg Ritzenhoff
Fotografie: Klaus Fröhlich
Die Beziehungskrise zwischen Mann und Frau wurde ausgeweitet auf den Unterschied zwischen und den Kampf der Kulturen. Nicht nur Fremdsein und Unverständnis sind Auslöser von Krisen und erschweren das Zusammenleben, auch ein Zuviel an Ehrgeiz, Zärtlichkeit, Einschmeicheln oder Bedürftigkeit kann auslösendes Moment sein. Liebe bringt um. Keine Widerrede!
Die Tänzer zeigten die Anziehung und Abstoßung und hielten sich auch nicht zurück, wenn das gegenseitige Abschlecken der Haare als Zeichen der Bemutterung und Bevormundung anstand. Sie agierten perfekt in Timing und Symbolik sowie in Harmonie oder betonter Disharmonie. Sie stellten überzeugend das Zwanghafte, Eigensinnige oder bei Bedarf das Leblose, Puppenhafte dar.
Über dieses Thema eine Tanzperformance zu gestalten bedeutet eine Umsetzung des Essentiellen unseres Zusammenlebens.
Und ist es noch dazu so vielgestaltig und emotional aufbereitet und in Bewegung umgesetzt, ist es schlichtweg ein Erlebnis!
Die Auftragskomposition von Jörg Ritzenhof untermalte und wirkte handlungsorientiert beschleunigend oder metaphorisch.
Das riesige Packpapier als wichtiges Requisite eignete sich vorzüglich für sämtliche Szenen: als Spielwiese, als Möglichkeit ungesehen zu verharren, unterzutauchen oder den anderen einzuhüllen, einzurollen und abzutransportieren. Als Hülle reichte die Verwendung vom Hochzeitskleid mit Brautschleier bis zum Zepter oder aus diesem anschließend die Blume oder der Rohrstab geformt.
Außerdem war das Rascheln des Packpapiers passender akustischer Begleiter.
Ein interessantes, zeitgemäßes Stück, eine gute moderne, sparsame Inszenierung mit zwei hervorragenden Tänzern!
Die Menschen sind nicht so, wie wir sie haben wollen; die Performance jedoch war es!