London Symphony Orchestra mit Sir Simon Rattle
Nach dem unpräzise gespielten und dirigierten Konzert des Luzerner Sinfonieorchesters vom Vorabend 25.8.22 sowie einer Sopranstimme, die im Orchesterklang unterging, war bereits der erste Akkord dieses Abends eine überaus große Wohltat!
Einfach großartig wie Sir Simon Rattle die Ouvertüre „Le Corsaire“, den Tanz der Wogen auf hoher See mit seinem Orchester umsetzte! Alle Instrumente zur stürmischen Einleitung gebündelt und nachlassend im zweiten Satz, und wieder anschwellend zu einem unheimlich schnellen Ausklang rasend. Der Beifall war genauso stürmisch!
Das moderne Werk (Österreichische Erstaufführung) „Sun Poem“ 2022 von Daniel Kidane hielt Simon Rattle genauso spannend und straff. Man spürte nicht die Sonne, aber die ungebändigte Kraft.
Einfach köstlich gestaltete sich „La Valse“ von Mauriace Ravel, der Abgesang auf den Wiener Walzer und die Monarchie. Meisterhaft dirigierte er, den Impuls der Raserei und des holprigen stetigen Abbrechens des dreiviertel Taktes. Die Pauke erhebt sich und fügt wieder die Walzerklänge zusammen und die Anmut wie die derbe Stampferei überraschen in ihren gelungenen Gegensätzen und entlassen das Publikum fröhlich und entspannt in die Pause.
Genauso reichhaltig erklingt Jean Sibelius Siebte Symphonie. Simon Rattle lässt einen Kosmos erstehen und setzt um, was er einmal meinte: „Jean Sibelius zählt zu den aufregendsten Komponisten.“ Nach dieser Symphonie ließ Sibelius keine mehr zurück, er hatte wohl daran gearbeitet, aber sie nie vollendet, sondern verbrannt.
Vor der beruhigenden Zugabe von „Die Barbaren“ von Gabriel Fouré ging es nochmals stürmisch einher. „Der wunderbare Mandarin“ ließ alle Tempi brechen. Entfesselung pur und gewaltige rhythmische Kräfte, ein wunderbares Klarinettensolo als Stimme des Mädchens und dann wieder schnelles Peitschen der Streicher mit dem Bogenholz und ohne beruhigende Verklärung ein starker, orgiastischer Ende.
Und man kann den Worten nur beipflichten: „Sie sind in Person leibhaftige Werbung für die Musik, die Sie mit Ihren Orchestern lebendig werden lassen“. So beschrieb der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Musikdirektor des London Symphony Orchestra, Sir Simon Rattle, als er ihn im Februar mit einem der höchsten deutschen Orden auszeichnete. Er wird ab 2023 Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.
Es war wirklich ein überaus genussvoller Konzertabend mit musikalische Energie bis zum Schluss!
Das nimmermüde Publikum genoss noch eine gelungene Fortsetzung in der Late Night Session des vierköpfigen Percussion Ensembles mit Klavier in der Reitschule.